Dienstag, 15. Oktober 2019

Flohmarkt - Pros und Contras

Jeder kennt sie, fast jeder war schon einmal auf einem - Flohmärkte. Was für den Sonntags-Nachmittags-Bummler meist ein großer Spaß ist kann für den Anbieter schonmal eine Mords-Arbeit sein...
Als ich meinen Mann vor nunmehr 17 Jahren kennenlernte wurde mir schnell klar, da habe ich es mit einem Flohmärktler zu tun. Seine Eltern gehen seit über 40 Jahren regelmäßig (fast jedes Wochenende) auf einen Flohmarkt in der Gegend. Als seine neue Partnerin wurde ich schnell integriert, schließlich ist bei dieser Art Nebenverdienst jede helfende Hand pures Gold wert. Anfangs hat es mir wirklich Spaß gemacht. Es war eine völlig neue Erfahrung für mich, auf der "anderen Seite" zu stehen. Die Kollegialität unter seinesgleichen, frische Luft, Kundenkontakte - das hat mir gefallen. Es stellte sich heraus, dass ich ein Verkaufstalent war. Es hat mir einfach richtig viel Spaß gemacht. Außerdem hat mich schwer beeindruckt, dass man mit seinem alten Kram Geld verdienen konnte. Zu schade zum wegwerfen ist ja doch so Manches. Bis dato hatte ich viel verschenkt oder gespendet. Sich ein bisschen was dazuzuverdienen war neu, hat mich aber schnell gepackt...
Doch wer sich mit der Materie auskennt, der weiß - das Geschäft ist nicht mehr das Gleiche. Von Jahr zu Jahr gehen die Umsätze deutlich zurück. Die Kunden werden anspruchsvoller, manchmal sogar unverschämt. Auch die Stimmung untereinander hat darunter gelitten. Es ist ein schleichender Prozess, der aber immer weiter fortschreitet. Das frühe Aufstehen (gern auch mal 3 Uhr morgens), die lange Arbeitszeit an den einzigen freien Tagen der Woche, das Kistenschleppen - all das hat man bereitwillig akzeptiert, weil man sich über das Taschengeld gefreut hat. Doch wenn das immer geringer wird, weshalb sollte man sich die Mühe überhaupt noch machen??
Das fragt sich gerade auch meine Schwiegermutter. Sie lebt für den Flohmarkt, ist dabei mit Herz und Seele. Doch langsam fällt es ihr immer schwerer. Nun, sie verkauft ja auch nicht nur für sich. Als Vorsitzende eines gemeinnützigen Vereins verkauft sie größtenteils für den selbigen. Doch waren früher Umsätze von 200 Euro pro Tag nicht ungewöhnlich, so kann sie heute froh sein, wenn sie Standmiete und Fahrtkosten drin hat. Und das im stolzen Alter von 75 Jahren. Sie schafft es einfach körperlich nicht mehr, zumindest nicht mehr allein. Natürlich unterstützen wir sie dabei. Mein Mann fährt meist mit ihr mit, übernimmt das Be-und Entladen, das Aus-und Einpacken der Ware. So bleibt für meine Schwiegermutter der Kundenkontakt und der Verkauf an sich. Auch geht sie nicht mehr wöchentlich, sondern nur noch etwa einmal im Monat, auf lukrativ erscheinende Märkte...
Letztes Wochenende war wieder so ein Markt. Er findet nur einmal im Jahr statt. Sie geht mit Secondhand-Trachtenkleidung, seit 15 Jahren schon. Bisher war an diesem Tag immer ein Umsatz von 350 bis 500 Euro drin. Absolut lohnenswert, denn durch diesen Markt wird das Weihnachtsgeschäft des Vereins finanziert. Sprich - von dem verdienten Geld kauf sie Geschenke, kombiniert sie mit Spenden und packt kleine Päckle für Bedürftige in der Region. So konnte sie jedes Jahr viele Menschen glücklich machen, hauptsächlich ältere bedürftige Menschen oder auch Kinder aus sozial schwachen Familien. Adressaten gibt es immer genug. In diesem Jahr war der Markt allerdings eine Katastrophe. Es hat geregnet wie aus Gießkannen. Die ganze Familie hat geholfen, drei Tage Arbeit. Den Samstag über haben wir die Waren vorbereitet, drei Autos und einen Anhänger geladen. Sonntag dann war der Markt und den ganzen Montag haben wir gebraucht, um die feuchten Sachen zu trocknen und wieder zu verräumen. Es war ein Alptraum. Und das für sage und schreibe 12,90 Euro!!! Meine Schwiegermutter ist noch immer geschockt. So verschwindend gering war ihr Umsatz auf diesem Markt noch nie. Jetzt ist sie schwer deprimiert und hadert mit sich und der Welt...
Das Weihnachtsgeschäft für den Verein steht trotzdem. Wir haben unsere Fühler schon ausgestreckt und in diesem Jahr mehr Spenden in Aussicht. Und das Wetter ist gut genug, um noch ein paarmal auf andere Flohmärkte zu gehen. Doch für meine Schwiegermutter ist es fast wie das Ende einer Ära. Flohmarkt war ihr Leben. Jetzt muss sie einsehen, dass sie nicht nur langsam zu alt dafür wird, sondern dass auch das Geschäft an sich nicht mehr dasselbe ist. Auch wenn ich in Manchem mit ihr uneins bin und sie mir oft genug gehörig auf den Geist geht - jetzt tut sie mir leid...

Aber wie steht es mit euch? Geht ihr auf Flohmärkte? Schon mal was verkauft oder immer nur geshoppt??

1 Kommentar:

  1. Ich mag Flohmärkte, aber ja man muss schon Glück haben wenn man seine Sachen heutzutage loswird. Es gib einfach zuviel und vieles ist neu nur wesentlich teurer zu bekommen.
    Schade für Vereine. Aber ich verstehe auch Deine Eltern. Sie hatten da noch was zu tun. Es ging ihnen sicher nicht um "Reichtum" aber für nur sowenig Geld kann ich schon verstehen.
    LG
    Ursula

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