Freitag, 13. Dezember 2019

Oh, Du Fröhliche ...

Weihnachten ist die Zeit der Besinnung, der Freude und der strahlenden Kindergesichter. Naja, in diesem Jahr könnten meine Familie und ich von allen drei Dingen genug bekommen...

Vor einigen Tagen habe ich meinen Schwiegervater in´s örtliche Krankenhaus gebracht. Er war schon seit Tagen nicht ganz auf der Höhe. Seine Frau hielt es für eine gewöhnliche Durchfallerkrankung. Beide wollten im Vorweihnachtsstress nicht die Pferde scheu machen und haben deshalb niemandem was gesagt. Erst als er nachts aus dem Bett stürzte und sich daraufhin den ganzen Vormittag übergeben musste, da klingelte sie bei mir nebenan. Ich hab ihn in´s Auto gesetzt und sofort in´s Krankenhaus gefahren. Zum Glück. Noch in derselben Nacht hatte er einen Herzstillstand. Da er sich jedoch schon unter Aufsicht befand, konnte er reanimiert werden. Jetzt liegt er auf der Intensivstation und wartet auf seinen Herzschrittmacher, der ihm am Montag eingesetzt werden soll. Wenn alles gut verläuft darf er noch kommenden Donnerstag nach Hause und verbringt Weihnachten mit uns. Soviel zur Besinnung...

Mein autistischer Sohn hatte es in der letzten Zeit sehr schwer in der Schule. Oder die Lehrer hatten es schwer mit ihm. Wie auch immer - hinter uns liegen harte zwei Monate. Es stand kurzzeitig sogar ein Schulausschluss im Raum. Den konnten wir glücklicherweise verhindern. Und inzwischen geht es ihm auch wieder besser. Da waren nur einige Veränderungen in seinem Weltbild aufgetreten, mit denen er einfach nicht zurande kam. Bei Autisten ist vieles ein reines Rätselraten. Sie können einfach nicht sagen, wo ihnen der Schuh drückt und wie man ihnen helfen könnte. Dank eines runden Tisches, den wir einberufen haben, erscheint uns jetzt (wieder einmal) alles in einem neuen Licht. Schulbegleiterin, Lehrerin, Therapeutinnen und wir Eltern - alle gemeinsam haben wir den Knoten aufgedröselt und durften (jeder für sich) einige erhellende Erkenntnisse mitnehmen. Wir haben wieder einen Plan, eine Marschrichtung, eine Lösung. Ein paar der Neuerungen haben schon gegriffen. Alex´ Schulalltag verläuft wieder in halbwegs geordneten Bahnen. Er ist ruhiger, zufriedener. Die Direktorin ist es auch. Und das ist für seinen weiteren Verbleib an dieser Schule ausschlaggebend. Soviel zur Freude...

Mein Sohn! Das schreibe ich übrigens mit einem breiten Grinsen im Gesicht...
Habe ich schonmal erwähnt, wie sehr ich dieses Kind liebe? Was ist er doch für ein erstaunliches, cleveres, humorvolles, genügsames, verblüffendes, herausforderndes, liebes Bürschchen!
Für dieses Weihnachten hat er sich nicht viel gewünscht. Hauptsächlich ging es ihm darum, Weihnachten in Ruhe nur im kleinsten Kreis feiern zu dürfen. Mit viel Zeit für Chillen und Kuscheln. Darüber hinaus wünscht er sich natürlich auch ein paar Geschenke. Allerdings durch die Bank nur kleine Dinge. Eine Hörspiel-CD  von den Teufelskickern etwa, oder die neue CD von Mark Forster. Dadurch gestaltete sich der Geschenkekauf für ihn in diesem Jahr sehr entspannt. Eine angenehme Abwechslung. Und ich weiß jetzt schon, dass es genau das ist, was er will. Keine Diskussionen, keine falschen Vorstellungen, keine enttäuschte Vorfreude. Einfach nur ein entspanntes Fest mit guter Laune. Soviel zu den strahlenden Kinderaugen...

Es ist noch viel zu tun. Ich bin noch lange nicht fertig mit den Vorbereitungen für´s Fest. Doch ich bin gut im Zeitplan und voller Hoffnung, dass alles gut wird. Jetzt muss nur noch das Universum mitspielen oder anders ausgedrückt "möge die Macht mit mir sein.." ...

In diesem Sinne euch allen eine stressarme Vorbereitung auf´s Fest und
..... fröhliche Weihnachten ... 😘


Sonntag, 27. Oktober 2019

Nackte Tatsachen ODER Manche Dinge will man gar nicht sehen...

Neulich fuhr ich wie jeden Mittag in Richtung Schule, um meinen Sohn anzuholen. Auf Höhe der örtlichen Tankstelle begegnete mir plötzlich etwas, das ich soooo noch nicht gesehen habe. Da kommt mir doch ein Mann auf seinem Fahrrad entgegen. Ein Mann, der nichts außer weißen Tennissocken und einer blauweiß gestreiften Boxershorts trug. Er hatte nicht mal Haare auf dem Kopf, er trug tatsächlich nur diese Boxershorts und Socken...
So perplex war ich schon lang nicht mehr. Bisher dachte ich immer, sowas sieht man nur in den Großstädten. Aber doch nicht hier, im beschaulichen Allgäu!!
Seit diesem Ereignis ist der Mann so eine Art Running Gag zwischen mir und meinem Sohn. Immer wenn er schlecht gelaunt ist erwähne ich den Nackerten mit den blauweiß gestreiften Boxershorts - und Schwupps! Mein Sohn lacht wieder....
Also  -  lieber Unbekannter! Vielen Dank für diesen erheiternden Moment....

Dienstag, 15. Oktober 2019

Flohmarkt - Pros und Contras

Jeder kennt sie, fast jeder war schon einmal auf einem - Flohmärkte. Was für den Sonntags-Nachmittags-Bummler meist ein großer Spaß ist kann für den Anbieter schonmal eine Mords-Arbeit sein...
Als ich meinen Mann vor nunmehr 17 Jahren kennenlernte wurde mir schnell klar, da habe ich es mit einem Flohmärktler zu tun. Seine Eltern gehen seit über 40 Jahren regelmäßig (fast jedes Wochenende) auf einen Flohmarkt in der Gegend. Als seine neue Partnerin wurde ich schnell integriert, schließlich ist bei dieser Art Nebenverdienst jede helfende Hand pures Gold wert. Anfangs hat es mir wirklich Spaß gemacht. Es war eine völlig neue Erfahrung für mich, auf der "anderen Seite" zu stehen. Die Kollegialität unter seinesgleichen, frische Luft, Kundenkontakte - das hat mir gefallen. Es stellte sich heraus, dass ich ein Verkaufstalent war. Es hat mir einfach richtig viel Spaß gemacht. Außerdem hat mich schwer beeindruckt, dass man mit seinem alten Kram Geld verdienen konnte. Zu schade zum wegwerfen ist ja doch so Manches. Bis dato hatte ich viel verschenkt oder gespendet. Sich ein bisschen was dazuzuverdienen war neu, hat mich aber schnell gepackt...
Doch wer sich mit der Materie auskennt, der weiß - das Geschäft ist nicht mehr das Gleiche. Von Jahr zu Jahr gehen die Umsätze deutlich zurück. Die Kunden werden anspruchsvoller, manchmal sogar unverschämt. Auch die Stimmung untereinander hat darunter gelitten. Es ist ein schleichender Prozess, der aber immer weiter fortschreitet. Das frühe Aufstehen (gern auch mal 3 Uhr morgens), die lange Arbeitszeit an den einzigen freien Tagen der Woche, das Kistenschleppen - all das hat man bereitwillig akzeptiert, weil man sich über das Taschengeld gefreut hat. Doch wenn das immer geringer wird, weshalb sollte man sich die Mühe überhaupt noch machen??
Das fragt sich gerade auch meine Schwiegermutter. Sie lebt für den Flohmarkt, ist dabei mit Herz und Seele. Doch langsam fällt es ihr immer schwerer. Nun, sie verkauft ja auch nicht nur für sich. Als Vorsitzende eines gemeinnützigen Vereins verkauft sie größtenteils für den selbigen. Doch waren früher Umsätze von 200 Euro pro Tag nicht ungewöhnlich, so kann sie heute froh sein, wenn sie Standmiete und Fahrtkosten drin hat. Und das im stolzen Alter von 75 Jahren. Sie schafft es einfach körperlich nicht mehr, zumindest nicht mehr allein. Natürlich unterstützen wir sie dabei. Mein Mann fährt meist mit ihr mit, übernimmt das Be-und Entladen, das Aus-und Einpacken der Ware. So bleibt für meine Schwiegermutter der Kundenkontakt und der Verkauf an sich. Auch geht sie nicht mehr wöchentlich, sondern nur noch etwa einmal im Monat, auf lukrativ erscheinende Märkte...
Letztes Wochenende war wieder so ein Markt. Er findet nur einmal im Jahr statt. Sie geht mit Secondhand-Trachtenkleidung, seit 15 Jahren schon. Bisher war an diesem Tag immer ein Umsatz von 350 bis 500 Euro drin. Absolut lohnenswert, denn durch diesen Markt wird das Weihnachtsgeschäft des Vereins finanziert. Sprich - von dem verdienten Geld kauf sie Geschenke, kombiniert sie mit Spenden und packt kleine Päckle für Bedürftige in der Region. So konnte sie jedes Jahr viele Menschen glücklich machen, hauptsächlich ältere bedürftige Menschen oder auch Kinder aus sozial schwachen Familien. Adressaten gibt es immer genug. In diesem Jahr war der Markt allerdings eine Katastrophe. Es hat geregnet wie aus Gießkannen. Die ganze Familie hat geholfen, drei Tage Arbeit. Den Samstag über haben wir die Waren vorbereitet, drei Autos und einen Anhänger geladen. Sonntag dann war der Markt und den ganzen Montag haben wir gebraucht, um die feuchten Sachen zu trocknen und wieder zu verräumen. Es war ein Alptraum. Und das für sage und schreibe 12,90 Euro!!! Meine Schwiegermutter ist noch immer geschockt. So verschwindend gering war ihr Umsatz auf diesem Markt noch nie. Jetzt ist sie schwer deprimiert und hadert mit sich und der Welt...
Das Weihnachtsgeschäft für den Verein steht trotzdem. Wir haben unsere Fühler schon ausgestreckt und in diesem Jahr mehr Spenden in Aussicht. Und das Wetter ist gut genug, um noch ein paarmal auf andere Flohmärkte zu gehen. Doch für meine Schwiegermutter ist es fast wie das Ende einer Ära. Flohmarkt war ihr Leben. Jetzt muss sie einsehen, dass sie nicht nur langsam zu alt dafür wird, sondern dass auch das Geschäft an sich nicht mehr dasselbe ist. Auch wenn ich in Manchem mit ihr uneins bin und sie mir oft genug gehörig auf den Geist geht - jetzt tut sie mir leid...

Aber wie steht es mit euch? Geht ihr auf Flohmärkte? Schon mal was verkauft oder immer nur geshoppt??

Mittwoch, 18. September 2019

Good News

Ach, ist das schön!!!
Unsere Sachbearbeiterin vom Jugendamt ist meine neue beste Freundin!!!

Wir haben für unseren Sohn Alex im Mai nicht nur die Verlängerung der Schulbegleitung beantragt, sondern auch ein SKT, ein "soziales Kompetenztraining". Kurzfassung - dabei soll dem Autisten beigebracht werden, wie er sich an unsere Welt anpasst. Ich lasse es mal dahingestellt, was das über unsere Gesellschaft aussagt. Auch kann sich jeder selbst Gedanken machen, wie sinnvoll oder integrativ das Ganze wirklich ist. Wir haben es beantragen müssen, weil unsere liebe Frau Rektorin uns sonst mit Schulverweis gedroht hätte. Eigentlich kann sie uns nichts. Alex benimmt sich an der Schule so gut, wie es ihm möglich ist und es gibt dort Schüler, die weitaus "unsozialer" sind als er. Doch Frau Rektorin hat uns nun mal Druck gemacht. Und wir wollten nicht riskieren, dass sie unnötig provokative und belastende Situationen heraufbeschwört, die es unserem Sohn schwer machen. Also hat unsere Sachbearbeiterin vom JA sich für uns stark gemacht. Sehr stark.

Und sie hat es tatsächlich geschafft! Alex bekommt die volle Stundenleistung an Schulbegleitung und das SKT in vollem Umfang für ein Schuljahr finanziert!!!! Juhuuuuuu!!!!

Donnerstag kann´s losgehen. Alex freut sich sehr, denn bei seinem Probetag im Juli hat er dort schon mal die anderen Kinder kennengelernt. Es wird das erste Mal sein, dass er mit Autisten in seinem Alter zusammentrifft. Gerade jetzt - zu Beginn der Pubertät - ist das so wichtig für ihn. Deshalb lacht jetzt auch das Mutterherz.

Auch die liebe Frau Rektorin kann jetzt schön den Mund halten. Sie hat ihren Willen gekriegt. Nicht zuletzt aufgrund der Tatsache, dass sie im Jugendamt durchaus bekannt und gefürchtet ist. Die Frau ist wirklich ein rotes Tuch für mich. Mir gegenüber redet sie immer äußerst schmeichelhaft und zuversichtlich. Hintenrum hetzt und lästert sie. Sowas kann ich ja gar nicht leiden. Und das in ihrer Position! Grrr....

So, damit habe ich mich also aus der Sommerpause zurückgemeldet.... :))

Habt eine schöne Rest - Woche und freut euch am Leben !!!!!


Freitag, 23. August 2019

Was passiert, wenn ...

…. das Kind Ferien, man selbst und der Mann Urlaub hat und alle drei haben keine festen Termine?
Gespräch beim Frühstück: "Ist heute Mittwoch?"...……. "Nein, heute ist doch Samstag!"...……... "Ähhh, ich glaube, heute ist Donnerstag..." …..

Montag, 12. August 2019

Geht das oder geht das nicht?

Mal ehrlich! Trefft ihr auch manchmal irgendwelche Leute auf der Straße, im Café oder beim Einkaufen und habt dann das dringende Bedürfnis, diese anzusprechen?

Im Supermarkt sitzt manchmal ein junges Mädchen an der Kasse. Sie ist irgendwas Anfang zwanzig - also für mich definitiv ein Mädchen (😁). Ihr Gesicht ist nicht weiter auffällig, ihr Haar hingegen --- WOW! Solche Haare hab ich mir immer gewünscht. Lang, dick und seidig. Ein tolles dunkelblond mit helleren Strähnchen drin. Meist trägt sie es in komplizierten Flechtfrisuren und es ist immer ein Hingucker. Neulich hat´s mich einfach gepackt und ich musste ihr sagen, wie toll ich ihre Haare finde. Was soll ich sagen? Sie hat sich offensichtlich sehr gefreut. Ihr ganzes Gesicht fing an zu strahlen. Es war, als würde die Sonne aufgehen. Ihre ganze Erscheinung veränderte sich, sie saß aufrechter, lächelte glücklich und auch ihre Bewegungen hatten mehr Schwung. Es war wundervoll!

Vor ein paar Monaten habe ich sowas schon mal gemacht. Wir waren auf einem Familienausflug und besuchten eine Messe. Ich liiiiebe Messen! Naja, das soll ja hier nicht das Thema sein. Auf dieser Messe war auch ein Reisebusunternehmen vertreten, mitsamt Bus zum anschauen und probesitzen. Davor - eine junge Mitarbeiterin mit einem sagenhaften Kleid. Im 50er Stil, mit Petticoat. Und jetzt kommt´s: der Stoff des Kleides war ein exaktes Spiegelbild des Musters auf dem Bus! Ich war geflasht. Es sah so toll aus! Ich konnte gar nicht anders. Ich musste zu ihr rübergehen und ihr sagen, wie toll dieses Kleid ist und wie fabelhaft sie darin aussieht. Sie strahlte mich an und drehte eine kleine Pirouette, präsentierte sich nochmal. Sie wirkte wie ein kleines Mädchen, dass Prinzessin spielt. Sie war glücklich!

Ehrlich - meistens mache ich solche Sachen nur, wenn ich allein unterwegs bin. Weil mein Mann und mein Sohn von solchen Aktionen immer etwas peinlich berührt sind. Wir leben im Allgäu, auf dem Land. Hier geht man nicht einfach zu fremden Leuten hin und macht ihnen Komplimente.
Aber ich mach das so gerne! Die Mädels, Damen oder Frauen unter euch können es vermutlich verstehen. Wir ziehen uns hübsch an und natürlich freut es uns, wenn andere das bemerken. Es zaubert uns ein Lächeln aufs Gesicht, wenn jemand das tolle neue Kleid oder die schicke Frisur bemerkt und honoriert. Das ist die kleine Diva in uns. Diese kleine Diva (oder Prinzessin, nennt es wie ihr wollt) muss hin und wieder gefüttert werden. Mit anerkennenden Blicken oder auch Komplimenten. Ich finde das einfach wichtig und richtig. Deshalb mache ich auch weiter damit. Wenn die Frau in der Bücherei schicke Stiefel trägt, dann sage ich ihr das. Wenn ich die Statement-Kette der alten Dame im Supermarkt toll finde, dann sage ich ihr das. Und wenn ich dafür ein bezauberndes Lächeln ernte, dann versüßt das auch mir den Tag.

Ey, ich lauf nicht den ganzen Tag durch die Gegend und spreche fremde Menschen an. Aber wenn mir sowas auffällt, dann teile ich es manchmal gern mit. Dabei habe ich das Gefühl, ein bisschen Sonne weiterzureichen. Und genau das finde ich wichtig. Gerade im Alltag...

Freitag, 2. August 2019

Sind wir schon so abhängig?

Oh Mann, es ist endlich vorbei...

Wir haben 42 Stunden ohne die Dienste der Telekom hinter uns. Das bedeutet in unserem Haushalt kein Festnetztelefon, kein Internet und kein Fernsehen. Zum ersten Mal habe ich bereut, das Entertain-Paket gebucht zu haben. Hier lief nix, aber auch gar nix.

Der Grund : in der Ortsmitte haben Bauarbeiter eine Leitung beschädigt und insgesamt 9 Anschlüsse lagen auf Eis. Die Reparaturen zogen sich hin. Die ersten Ferientage wurden zur Zerreißprobe.

Ich habe zwar ein Smartphone, doch habe ich mir das Buchen eines Internetpakets immer gespart. Ich gehe einfach daheim in´s WLAN, und wenn ich unterwegs bin muss ich nicht unbedingt online sein. Früher ging´s ja auch ohne.

Mein Sohn Alex ist der totale Internet - Junkie. Er steht auf Minecraft und Youtube. Für ihn war das eine große Leidenszeit. Und ich konnte ihn noch nicht mal mit Fernsehen ablenken, weil das ja auch nicht ging. Es war zum Haare raufen!!!

Also haben wir ein paar DVDs geschaut, die schon länger nicht aktuell waren. Ratatouille, Sinbad, und die Croods. Wir waren spazieren, beim Einkaufen und haben ein Buch nach dem anderen gelesen. Wir haben dem Opa im Garten geholfen und gemeinsam gekocht. Irgendwie war das schon wieder schön...

Das Leben geht also weiter, auch ohne Internet. Doch in manchen Dingen ist es so selbstverständlich geworden. Guck mal schnell nach dem Wetter. Wie sieht das Konto aus? Ich habe keine Fernsehzeitung gekauft, was kommt denn heute Abend so? Ich muss noch Vatis Geburtstagsgeschenk bei Amazon bestellen. Was ist ein Ozelot? Komm, wir schauen bei Google nach...

Mein Fazit: Ich bin lieber mit, aber überleben geht auch ohne...

In diesem Sinne …. schönes Wochenende euch allen

Donnerstag, 25. Juli 2019

Schönes Haar ist dir gegeben...

Wow! Ich bin einfach nur hin und weg! Begeistert!!!
Wer den letzten Post gelesen hat wird sich wahrscheinlich schon denken können, wovon ich rede...
Meine Perücke ist absolut wundervoll!!!

Ich habe eine sogenannte Front Lace bestellt, das bedeutet, dass der vordere Bereich mit einem gazeartigen Netz unterlegt ist, dass den Ansatz natürlich aussehen lassen soll. Es ist eine Kunsthaarperücke, allerdings eine sehr hochwertige. Ich hatte Glück und habe eine Perücke im Wert von 100 Euro mit 35 % Rabatt erwerben können - ein Saisonrabatt, den ich dankend angenommen habe. Wer sich mal ein wenig umgesehen hat - es gibt Kunsthaarperücken schon ab 10 Euro. die sind echt nur für Karneval. Die höherpreisigen Exemplare sind sehr gut gemacht und wirken tatsächlich wie Echthaar.

Beim ersten Mal habe ich ein bisschen Zeit gebraucht. Das anlegen der "Kappe", die man unter der Perücke trägt, um das eigene Haar zu verstecken, war noch ganz leicht. Ich habe mit einem Sprühkleber für Haare gearbeitet, der die Perücke anschließend felsenfest am Kopf fixierte. Den vorderen Haaransatz korrekt anpassen und ausschneiden war etwas knifflig. Dank der vielen Youtube-Videos zum Thema hat es aber gut geklappt. Anschließend habe ich einige meiner eigenen "Babyhaare" unter der Kappe hervorgeholt und aus der Perücke einige der Ansatzhaare zu "Babyhaaren" umgeformt (ich habe sie abgeschnitten). Das macht man, damit der Ansatz so realistisch wie möglich aussieht. Ein bisschen wie ausgefranst, so wie bei echtem Haar eben auch. Dann noch durchbürsten, ein paar Haarspangen rein (für die Optik) und fertig...

Mit ein bisschen Übung klappt das Aufziehen sicher bald innerhalb von 5 Minuten. Es ist ganz leicht. Der Umgang mit so langem vollem Haar ist dann etwas anderes. Ich habe schon so lange einen Kurzhaarschnitt, dass es anfangs sehr ungewohnt war, mit solch einer Matte auf dem Kopf herumzulaufen. Aber es sah so schön aus!!!

Mein Praxistest führte mich in die Nachbarstadt, in den Supermarkt und die Drogerie. Die ganze Zeit über saß die Perücke perfekt und wirkte auch unter verschiedenen Lichtbedingungen wie echt. Ich war fasziniert. Dann wollte ich es genau wissen. Ich bin zu meiner Freundin gefahren und habe sie überrascht. Sie war absolut fassungslos und konnte sich gar nicht erklären, wie ich in kürzester Zeit zu langen Haaren kam. Sie hat tatsächlich nicht sehen können, dass es eine Perücke war. Erst, als sie wirklich auf wenige Zentimeter an meinen Haaransatz herankam sah sie ganz leicht das feine Netz am Scheitel. Nun ja, im alltäglichen Leben rücken die Leute einem ja nicht so auf die Pelle...

Fazit: Eine hochwertige Perücke in einer realistischen Länge, Fülle und Farbe kann (wenn sie korrekt aufgesetzt wird) wie echtes Haar wirken. Ich liebe meine Perücke und werde sie definitiv öfter tragen. Besonders, da meine Freundin meinte, ich sähe damit aus wie meine eigene jüngere Schwester (was meine Selfies bestätigen). Ich werde mir auch zukünftig weitere Perücken in verschiedenen Längen und Farben zulegen. Es ist ein leichter und unkomplizierter Weg zum Wunsch-Haar. Jetzt heißt es also sparen, denn ich habe da bereits eine bestimmte Perücke im Sinn....

Dienstag, 16. Juli 2019

Time is money

Du meine Güte! Ich habe tatsächlich seit zwei Wochen keinen Post mehr veröffentlicht! Aber ihr wisst sicher selbst wie das ist - keine Zeit, keine Zeit...

Hier ein kurzer Einblick in die vergangenen zwei Wochen..

Nach Pünktchen´s Tod haben wir zu tun gehabt, ihren langjährigen Gefährten Anton wieder aufzupäppeln. Er litt doch stark unter dem Ableben seiner Freundin. Doch jetzt ist er wieder munter. Er frisst, springt, putzt sich … Anscheinend richtet er sich in seinem Single-Dasein ein. Also eine Sorge weniger...

Mein Schwiegervater ist auch gesund und munter - was man an der Menge Holz sieht, die er täglich sägt. Wir heizen hier nämlich mit einem großen Kachelofen, der mit Holz befeuert wird. Der Sommer ist dazu da, um den Vorrat anzuhäufen, den man im Winter verbraucht. Oder wie ich so charmant zu den vorbeiflanierenden staunenden Touristen zu sagen pflege "Wer im Winter einen warmen Arsch will,  muss im Sommer holzen". Wir teilen uns die Arbeit. Mein Mann schafft kostenloses Holz ran, mein Schwiegervater sägt es in handliche Stücke und ich karre das Ganze dann an seinen Lagerplatz hinterm Haus. Teamwork ist alles und der nächste Winter kommt gewiss...

Mein Sohn bereitet sich auf die baldigen Ferien vor. Er bringt die letzten Proben zum unterschreiben mit heim, begleitet von Ausflüchten oder stolzen Blicken. So wirklich Lust hat da keiner mehr, was man deutlich an den geringen Hausaufgaben sieht. Aber mir soll´s Recht sein. Ich freu mich für ihn. Das erste Jahr an der Mittelschule war durchwachsen, doch zum Ende hin richtig gut. Die nichtautistischen Kinder (also alle anderen) haben sich an ihn gewöhnt, einige von ihnen sich sogar mit ihm angefreundet. Die Lehrer haben sich mit der neuen Herausforderung abgefunden, manche mehr, manche weniger. Die Schulbegleitung für das nächste Schuljahr steht kurz vor der Bewilligung. Beim letzten Gespräch mit der Rektorin bestand sie ja auf einem sozialen Kompetenztraining, in welchem "der Autist" lernen soll, mit Menschen auszukommen. An sich nicht schlecht, doch schwierig in der Beantragung und Bewilligung. Privat zahlen scheidet definitiv aus - ich bin ja nicht Krösus! Nun waren wir letzte Woche im Autismus-Zentrum zum Probetermin und warten gespannt auf Nachricht, ob Alex einen der begehrten Plätze bekommt oder nicht. Dann noch flugs beantragen und beten, dass das Amt zahlt. Es ist immer dasselbe. Glücklicherweise bin ich inzwischen recht entspannt. Behördliche Mühlen mahlen langsam und irgendwie kriegen wir das schon hin...

Gibt´s bei mir eigentlich was Neues? Ach ja!! Ich hadere ja schon ewig (also mein ganzes Leben) mit meinen dünnen platten Haaren, die irgendwie nie so richtig liegen wollen. Meine Haarfarbe liegt irgendwo zwischen Straßenköterblond und Mausgrau. Und genauso fühle ich mich manchmal beim Blick in den Spiegel. Neulich sah ich auf Facebook ein Foto von einer alten Schulfreundin, deren Haupthaar auch nie so wirklich viel hermachte. Sie sah toll aus, wirklich toll. Als ich sie nach ihrem Geheimnis fragte gab sie mir die Internet - Adresse von einem ….. Perückenhändler! Ich war erstmal baff. Ich hab´s nicht gesehen! Absolut nicht! Wow, dachte ich. Die heutigen Perücken sind also definitiv besser als die Dinger, die meine Oma damals immer getragen hat. Also war ich mal mutig und habe mir eine Perücke bestellt ( zum Glück gab´s grad Willkommens-, Sommer- und Ausverkaufsrabatt). Ende der Woche soll sie kommen. Zum Glück gibt´s auch für das korrekte Anlegen einer Perücke ein Video bei Youtube, sonst wäre ich aufgeschmissen. Mal sehen, ob das was ist. Ich bin jedenfalls neugierig und sehr gespannt. Natürlich werde ich hier meine Erfahrungen mit dieser Perücke veröffentlichen. Ihr dürft also gespannt sein....

Das soll´s vorerst gewesen sein. Ihr seht also, ich bin am Leben. Euch allen wünsche ich noch eine schöne Woche. Bis bald … 💋

Donnerstag, 4. Juli 2019

when she´s gone ...

Gestern war ein trauriger Tag. Mehr als acht Jahre hat sie uns begleitet, doch gestern hat sie ihre letzte Reise angetreten. Unsere Zwergkaninchen - Dame Pünktchen. Ihr Partner Anton bleibt noch ein bisschen. Aber er sieht so einsam aus...
Ich weiß noch, wie wir die beiden damals ausgesucht haben, Alex und ich. Er war gerade mal 3 Jahre alt und wir sind zu einem Züchter im Nachbarort gefahren. Die Auswahl war groß, doch wir haben uns ziemlich schnell für ein zauberhaftes Pärchen entschieden. Pünktchen (schwarz-weiß mit einem hübschen Fleck auf der Stirn) und ihr Cousin Anton (ein Rotschopf) sollten es sein. Sie waren damals gerade mal drei Wochen alt, passten auf eine Hand. Gott, wie süß die beiden waren. Ziemlich schnell war klar, wer das Sagen hatte. Anton ist ein Gemütstier, eben ein echter Bayer. Gelassen, geduldig und verfressen. Pünktchen war eine Diva, eine Zicke durch und durch. Sie hat manchmal ganz schön gestresst. Laut war sie, und fordernd. Und dann wurde sie krank, vor etwa zwei Wochen. Plötzlich rührte sie sich nicht mehr, lag teilnahmslos auf der Seite. Der Tierarzt meinte, es wäre ein Schlaganfall und wir könnten sie einschläfern lassen. Doch sie war so lange ein Familienmitglied und sie hatte keine Schmerzen - also beschlossen wir, sie mit nach Hause zu nehmen und bis zu ihrem Tod zu pflegen. Ich habe sie von Hand gefüttert, ihr Wasser eingeflößt, sie gereinigt. Stur hat sie sich an´s Leben geklammert. Bis gestern Vormittag...
Mein Mann war Arbeiten, mein Sohn in der Schule. Also lag es an mir. Ich habe ihr ein hübsches Plätzchen im Garten gesucht, fast eine Stunde habe ich gegraben. (Mal ehrlich, jetzt weiß ich, wo der Hausbesitzer den ganzen Bauschutt gelassen hat. Und ich weiß, warum in Mafiafilmen  die Killer ihre Opfer das eigene Grab schaufeln lassen. Mann, war das anstrengend!) Als Alex von der Schule kam habe ich es ihm erzählt. Was sagt mein kleiner Autist? "Naja, dann wird´s in Zukunft wohl leiser sein in der Wohnung." Aber ich hab die Tränen in seinen Augen sehr wohl gesehen. Wir haben noch auf meinen Mann gewartet. Dann haben wir unser Pünktchen beerdigt. Ein paar Blumen aus dem Garten waren ihr letzter Schmuck.
Ey, ich bin ja echt nicht weinerlich. Besonders gestern musste ich die Starke sein. Ich habe Pünktchen gewaschen, sie eingewickelt und in´s Grab gelegt. Der Tod ist mir nicht neu. Ich bin auf einem Bauernhof ausgewachsen, auf dem regelmäßig Tiere geschlachtet und verwertet wurden. Meine halbe Familie habe ich schon zu Grabe getragen. Und gestern war auch alles in Ordnung mit mir.
Doch jetzt sitze ich hier und plärre. Kann die Tasten kaum sehen vor lauter Tränen...
Immer muss ich der Fels in der Brandung sein, die Organisierende, die Frau mit dem Überblick, die sich um alles kümmert. Ich bin die, an der alles hängen bleibt. Immer. Schwäche zeigen kann ich mir nicht leisten, denn dann bricht alles um mich herum zusammen. Wehe, wenn ich mal krank bin! Diese zwei Stunden am Morgen, wenn mein Mann auf Arbeit, mein Sohn in der Schule und meine Schwiegereltern noch im Bett sind - diese zwei Stunden gehören mir. Bevor mein eigener Arbeitstag beginnt kann ich kurz ich selbst sein. Kann ich Schwächen zeigen, für meinen Blog schreiben, um Pünktchen weinen...
Ein positives Schlusswort will mir heute nicht einfallen. Auch solche Tage gibt´s. Aber Halt! Eines will ich meinen Lesern doch noch mitgeben. Genießt das Leben! Freut euch an euren tierischen Begleitern. Denn eines Tages ist es vorbei und ihr könnt nichts zurückholen...

Mittwoch, 26. Juni 2019

Buchtipp - BECOMING


Heute habe ich mal einen Literaturtipp für euch...




Ich liebe Biographien, für die ich in meinem privaten Bücherschrank ein eigenes Regal eingerichtet habe. Dort befinden sich bereits einige erstaunliche Schätze. Dieses hier habe ich allerdings in unserer örtlichen Bücherei ausgeliehen. Man kann ja schließlich nicht alles kaufen, was man lesen will. Das wäre viel zu viel. Dafür ist mein Verschleiß einfach zu hoch.
Allerdings.... ich überlege, ob ich mir "BECOMING" nicht doch privat zulegen soll. Einfach, weil es mich sehr beeindruckt hat.

Wie unschwer zu erkennen ist stammt diese Biographie von Michelle Obama, der ehemaligen First Lady der USA. Sie beschreibt hier sachlich und dennoch sehr herzlich ihre Geschichte. Angefangen beim kleinen Mädchen mit Zöpfen, das in einem kleinen Häuschen in Chicago aufgewachsen ist bis hin zur ersten Zeit nach der Präsidentschaft ihres Mannes. 
Das Buch ist ein Spiegel amerikanischer Vergangenheit und Gegenwart. Es ist ein tieferer Einblick in politische Verwicklungen und Taktiken, der es dem Leser erlaubt zu verstehen, warum manche Dinge in Amerika laufen wie sie es nun mal tun. Es ist ein persönliches Abbild einer starken Frau und Mutter und einer sympathischen ehemaligen "First Family" mit all ihren liebenswerten kleinen Stärken und Schwächen. 
Ich habe dieses Buch sehr gern gelesen, die Fotos darin betrachtet und wurde dadurch angeregt, weiter zu recherchieren. Alles in allem - Chapeau, Michelle!

Dienstag, 18. Juni 2019

Friday i´m in love

Guten Morgen!!!
Gerade habe ich meinen Mann zur Arbeit gefahren - und dabei ein paar schräge Seitenblicke von ihm geerntet. Warum? Im Autoradio lief "Friday i´m in love" von The Cure. Ein Song, den ich schon seit vielen Jahren nicht mehr gehört habe. Und der wurde heute morgen voll aufgedreht. Und - schwups - war ich wieder 15 und tanzte zusammen mit meiner Freundin Yvonne durch deren Zimmer mit der Dachschräge und den vielen Cure-Postern. Unsere Haare haben wir mit Hilfe von Zuckerwasser nach oben toupiert, riesige silberfarbene Kreolen in den Ohrlöchern, die Klamotten gewollt schlampig...
Ich liebe es, was Musik mit uns macht. Sie bringt uns zum weinen, zum lachen, zum nachdenken - und manchmal macht sie uns wieder zu Teenagern...
In diesem Sinne wünsche ich euch allen einen guten Morgen, einen wunderschönen Tag und immer ein bisschen Musik im Ohr... 

Donnerstag, 6. Juni 2019

Geschmacklosigkeit trifft Herzlosigkeit

Heute morgen erwartete mich eine ganz besondere Nachricht auf meinem PC. Da hat doch tatsächlich eine amerikanische Lehrerin ihrem 11jährigen autistischen Schüler die Auszeichnung "nervigster männlicher Schüler" verliehen, in aller Öffentlichkeit! Mir fallen gerade jede Menge Schimpfwörter ein. Gut erzogen, wie ich bin, schreibe ich sie hier nicht auf. Doch ich schreibe auf, wie maßlos entsetzt ich von derart unprofessionellem und unmenschlichem Verhalten bin. Das will eine Pädagogin sein? Und wisst ihr, was mich dabei am meisten schmerzt? Theoretisch könnte das auch hier an unseren Schulen passieren. Autisten sind nicht gern gesehen an deutschen Schulen. Wer hier öfter mitliest weiß, dass mein Sohn Autist ist. Und er ist 11 Jahre alt. Das Verhalten dieser Lehrerin ist für mich so in etwa der Supergau.  Das ist an Gemeinheit fast nicht zu überbieten. Wie kann diese Frau nur so herzlos sein? Doch ich weiß, dass es an unserer Schule nicht anders aussieht. Die Klassenlehrerin unseres Sohnes ist zum Glück ganz wunderbar. Aber unsere geschätzte Direktorin denkt vermutlich genauso, wie die Person in dem Artikel. Solche Pädagogen machen mir Angst...

11 jähriger Autist bekommt von seiner Lehrerin einen fiesen Preis

Im oberen Link werdet ihr - wenn´s klappt - direkt zum fraglichen Artikel geleitet...

Mittwoch, 5. Juni 2019

Sommer, Sonne, Sonnenschein...

Ach herrje! Da scheint die Sonne so toll bei uns und schon hätte ich heute morgen beinahe vergessen, das Kind in die Schule zu schicken. Mein Mann hat schon seit gestern Urlaub, der Kleine muss noch bis Freitag. Da kann einem sowas schon mal passieren. Irgendwie sind wir total in Ferienstimmung. Klar, wir haben jede Menge zu tun - was man halt sonst immer liegen lässt auf "später, wenn ich Urlaub habe". Heute hatten mein Mann und ich kaum eine Verschnaufpause. Und so sitze ich vor fünf Minuten endlich auf Terrassien, genieße die Brise und das Vogelzwitschern und vergesse total die Zeit. Ich freue mich auf nächste Woche, wenn dann endlich auch der Kleine Ferien hat und wir gemeinsam ausschlafen, brunchen und den Sommer genießen können....

Freitag, 31. Mai 2019

Angie, Angie...

Eigentlich wollte ich ja in meinem Blog nicht politisch werden. Aber für heute will ich das mal außer Acht lassen...

Heute morgen begrüßte mich auf meinem Bildschirm als Nachricht des Tages "Angela Merkel in Harvard". Ich mag die Frau. Ehrlich. Ich mag sie einfach und respektiere sie. Auch wenn ich manchmal nicht ganz verstehe, aufgrund welcher Prämissen sie in der Politik die eine oder andere Ansage macht. Ich finde sie als Menschen großartig und auch als Kanzlerin eine absolute Bereicherung. Gerade im Hinblick auf "Mister Trump" finde ich ihre Art der Politik extrem beruhigend.
Nun, Angie ist jetzt also mit einem Ehrendoktortitel von Harvard ausgezeichnet worden. Verdientermaßen, wie ich finde. Diese Frau verkörpert für mich (in Sachen Flüchtlingspolitik) vor allem eines: Menschlichkeit. Natürlich haben alle Entscheidungen auch immer Konsequenzen, manche davon sind gut, andere weniger gut. Des einen Freud ist des anderen Leid. Aber ich bemühe mich immer, auch in politischen Fragen, das große Ganze zu sehen. Langfristig zu denken, global. Und Frau Merkel tut das auch, ohne Rücksicht auf ihre eigene Bequemlichkeit. Ich bin sehr froh, sie dort oben sitzen zu wissen. Andere sind das nicht, und das ist auch in Ordnung. Wir leben in einer Demokratie. Manche Menschen wissen das gar nicht zu schätzen. Ich bin ein DDR-Kind, ich kenne es auch anders. Das habe ich mit Frau Merkel gemeinsam und vielleicht ist das auch ein Grund, weshalb ich so sehr mit ihr sympathisiere. 
Ich will hier bitte keine politische Debatte lostreten, obwohl ihr mir natürlich eure Meinung dazu schreiben könnt. Ich wollte einfach nur diesen Moment mit euch teilen, in dem ich diese meines Erachtens großartige Frau auf meinem Bildschirm vorfand...

Freitag, 24. Mai 2019

Personal Shopper

Glaubt ihr an Geister?

In diesem Film sucht eine junge Frau nach dem Geist ihres verstorbenen Zwillingsbruders. Es ist kein Hollywood-Blockbuster, eher ein Underground-Streifen. Naja, er lief ja auch auf ARTE …  ;)

Ich fand ihn ziemlich gut, er hat ein paar überraschende Wendungen auf Lager …

Wenn alles klappt, solltet ihr hier den Link zum Trailer finden...

Personal Shopper - deutscher Trailer


Viel Spaß damit :))

Mittwoch, 22. Mai 2019

Der Herr sei mit euch ...

… seid ihr auch mit ihm?
Soll ich mich hier wirklich an das Thema "Religion" heranwagen? Seit Jahrtausenden der größte Streitpunkt auf Erden? Vielleicht erzähle ich euch einfach von unserem letzten Wochenende...

Meine Nichte feierte ihre Konfirmation. Für alle, denen das genauso wenig sagt wie mir - sie ist 13 Jahre alt, evangelisch und wurde bei diesem Ereignis in die erwachsene Kirchengemeinde aufgenommen. Ich hoffe, das war jetzt richtig.
Ihr merkt schon, ich bin in religiösen Fragen nicht so ganz bewandert. Hey, ich bin ein DDR-Kind, bei uns war Kirche nicht so der Hit. Tatsächlich wurden ab einem bestimmten Jahrgang kaum mehr Kinder religiös erzogen oder sogar getauft. Politik war einfach entscheidender, die Treue zum sozialdemokratischen Staat wichtiger als die Treue zu Gott. (Damit möchte ich nicht sagen, dass unsere Familie besonders staatstreu war. Wir hingen nur sehr an unserem Leben und verhielten uns still und unauffällig) Meine älteren Geschwister wurden noch getauft, ich als Nachzügler wuchs dann schon als Heidenkind auf. Ein bisschen was von Religion habe ich später während meines Studiums mitbekommen. Das lag aber nur daran, dass die Theologen sich mit uns Sozialfuzzis ein paar Uni-Gebäude teilten. Man freundete sich an und bekam ein wenig vom Studieninhalt der anderen mit.
Zurück zum Thema...
Unser Nichte feierte also ihre Konfirmation. Selbstverständlich waren wir als Teil der Familie eingeladen. Zwei Autisten und eine Heidin. Das konnte ja was werden. Mein Mann und ich hatten im Vorfeld mit unserem Sohn gesprochen, ob er die Einladung annehmen möchte. Mein Mann ist tatsächlich religiös (Naja, zumindest glaubt er an Gott. Allerdings praktiziert er keine wirkliche Religion, so mit Kirchgang am Sonntag. Er pflegt eher so die "Light-Version"). Unser Sohn dagegen ist sehr unreligiös. Anders kann ich es nicht beschreiben. Alles, was mit dem Thema zu tun hat, ist ihm ein Gräuel. Er versteht es einfach nicht. Sein Leben wird von Logik bestimmt. Was man nicht erklären oder beweisen kann, existiert nicht. Dementsprechend lustig war sein Reli-Unterricht in der Grundschule. Sein Lehrer von damals war am vergangenen Sonntag der Pfarrer, der die Konfirmation leitete. Zum Glück verstehen sich die beiden prächtig. Herr F. ist ein wenig unkonventionell und hatte damals auch seinen Unterricht so gestaltet. Tatsächlich sprach er mich mal auf dem Schulparkplatz an und dankte mir "für dieses außergewöhnliche Kind, dass ihn oft sprachlos machte und ihn immer auf´s Neue herausforderte mit seinen gezielten und kritischen Fragen". Alex wusste im Vorfeld, dass sein ehemaliger Lehrer den Gottesdienst leiten würde. Außerdem mag er seine Cousine sehr gern und wollte bei ihrem großen Fest nicht fehlen. Uns dreien war klar, dass es ein sehr anstrengender Tag werden würde. Eine volle Kirche mit sehr vielen fremden Menschen, viel Religion, viel Lärm  und lange stillsitzen. Nicht optimal für Autisten, die all dies nicht mögen. Mein Mann hat das letzte Mal eine Kirche betreten, als ebenjene Nichte getauft wurde. Auch ihm liegen die Menschenmassen nicht. Dennoch wollten wir nicht fehlen, also nahmen wir die Einladung an.
Zum Glück gab es für die Familie reservierte Bankreihen, das machte es für meine zwei Männer leichter. Aber der Tag war eine wirkliche Herausforderung. Der Gottesdienst war sehr schön gestaltet. Herr F. baute zwischendurch sogar ein Bewegungsspiel für die anwesenden Kinder ein. Keine Ahnung, ob so etwas üblich ist. Ich fand es nett - und da Alex ihn kannte und ihm vertraute machte er sogar mit. Das Orgelspiel war sehr schön, die Blaskapelle viel zu laut und der Gottesdienst dauerte insgesamt etwas mehr als zwei Stunden. Mithilfe der Liedblätter bemühten wir uns sogar, brav mitzusingen. Es klappte ganz gut. Zwischendurch gab es einen Moment, der sehr schwierig für Alex war. Ich spürte sein zappeln neben mir, dass einem Overload vorangeht. Sein Gesichtsausdruck sprach Bände. Er wollte nur noch raus. Wir hatten vorher besprochen, dass wir die Kirche verlassen wenn es zu schlimm wird. Alex wusste das. Doch er hatte sich selbst zum Ziel gesetzt, durchzuhalten. Also saß mein armer Schatz neben mir auf der Bank und kämpfte gegen seine Dämonen. Ich hielt ihn fest im Arm, bedeckte ihn mit meinem Schultertuch und schirmte ihn so vor allem anderen ab. Das war wieder einer dieser Momente, in denen ich mein Kind am liebsten unter meiner Haut verstecken würde, damit es in Sicherheit ist. Nach ein paar Minuten hatte er sich gefangen, seine enorme Anspannung fiel von ihm ab. Er atmete ruhiger, seine Muskeln wurden weicher und ich konnte das Tuch wieder lüften. Schnell noch die Tränen trocknen... Ich war so stolz! Mein kleiner Held! Was für ein wunderbares Kind...
Als der Gottesdienst vorbei war wäre ich am liebsten nach Hause gefahren. Diese zwei Stunden hatten auch mich viel Kraft gekostet und ich wollte mein Kind nur noch in Sicherheit bringen. Doch die Familie traf sich noch zu einem Festschmaus in einem Restaurant. Alex wollte mitgehen. "Da gibt´s was zu Essen. Deshalb habe ich doch den ganzen Sch…  ausgehalten!". Tja, so pragmatisch auf den Punkt gebracht, dieser Logik konnte ich mich nicht entziehen und lachend machten wir uns auf den Weg zum Essen. Das Ehrenkind saß also dort im Kreise der Familie und Freunde. Alle redeten durcheinander, es wurde gelacht und gescherzt. Ich saß mit Alex am Rande der Gesellschaft und war in´s Gespräch vertieft. Alex neben mir schob glücklich mampfend sein schwer erarbeitetes Festmahl in sich rein. Sobald er fertig war legte er seine Gabel nieder, erhob sich mit den Worten "Ich bin satt, fahren wir nach Hause" und strebte Richtung Tür. Ich kenne mein Kind und wusste, dass er direkt nach dem Essen weg will. Alle anderen waren etwas pikiert. Ein Schmunzeln konnte ich also in dieser Situation nicht unterdrücken. Eine Tante rief ihm noch hinterher "Wir sehen uns dann in zwei Jahren bei deiner Konfirmation". Von wegen! Alex schaute sie nur an und meinte "Nee, ich mach sowas nicht. Ich bin Atheist"...
😂😂😂
Ach, ich liebe mein Kind. Es bringt mich immer wieder zum Lachen.....

Freitag, 17. Mai 2019

Hochzeitstag

Heute ist es soweit. Ich bin nun seit 14 Jahren mit meinem Mann verheiratet. Und auch wenn er manchmal ein Stoffel ist, leicht beleidigt und brummig. Er hat unseren Hochzeitstag noch nie vergessen. Er hat immer daran gedacht. Jedes Jahr.
Auch heute Mittag hat er mich wieder überrascht. Stand 3 Stunden zu früh plötzlich in der Küche mit einem Strauß Blumen und einer Flasche Sekt. Der passt sehr gut zu der Erdbeer-Baiser-Torte, die ich für ihn gebacken habe.
Wir lassen es uns heute gut gehen. Genießen Torte und Sekt und lächeln beide vor uns hin.....
                                                                        💑

Donnerstag, 16. Mai 2019

Schwebende Berge ..?

Als ich heute Morgen zur Arbeit fuhr lichteten sich die Wolken nur für einen Moment und gaben einen winzigen Ausblick auf die Alpen frei. Kurzzeitig war ich wirklich perplex. Lag es daran, dass ich meinen Morgenkaffee nicht hatte? Einen Augenblick lang sah es so aus, als würden die Berge schweben...

Mittwoch, 15. Mai 2019

Ich liebe mein neues Auto

Ach, ist das schön!!!
Wenn man ein Auto hat, auf das man sich verlassen kann. Das einem nicht unter´m Hintern zusammenbricht. Mit dem man tatsächlich auch mal weiter als nur innerorts fahren kann...
Seit 5 Wochen habe ich ein solches Wunderwerk der Technik. Davor bin ich jahrelang nur "Gurken" gefahren. Solche, die nicht anspringen wollen, wo es durch´s Dach tropft (oder gießt, je nach Regenmenge), ohne Radio, ohne Schnickschnack. Autos, die so laut klappern und scheppern, dass man mich des öfteren mit einem Panzer verwechselt hat. Solche, bei denen ich immer hoffte, nicht in eine Verkehrskontrolle zu geraten. Weil ich genau wusste, die Herren Gesetzesvertreter ziehen mich und mein Auto sofort aus dem Verkehr.
Angefangen hat diese jahrelange Tortur vor etwa 5 Jahren. Zu diesem Zeitpunkt änderte sich bei uns beruflich viel, leider nicht zum Guten. Wir waren noch knapper bei Kasse als ohnehin schon immer. Als uns unser geliebtes Arbeitstier, der VW Caddy, mit Motorschaden im Stich ließ, ging es los. Wir kauften ein Uralt-Auto mit einem Jahr TÜV. Nur übergangsweise, haben wir gesagt. Bis wir uns etwas Besseres leisten können. Naja, es hat "nur" 1000 Euro gekostet. Auch die haben wir mühsam abgestottert. Als der TÜV fällig wurde rechneten wir kurz durch - und sattelten um auf ein anderes Schrottauto, das uns billiger kam als die Reparatur des bisherigen "Dramas auf Rädern". Dieses kleine Schätzchen hielt doch tatsächlich 3 Jahre lang, entgegen allen Unkenrufen. Denn es kostete uns nur 60 Euro. Diese Summe war so klein, dass unser Autohändler es uns als "Autoteile" verkaufte, damit er überhaupt eine Rechnung schreiben konnte. Wir steckten nochmal 250 Euro rein und der Kleine hielt wacker durch. Bis er mir sprichwörtlich unter´m Hintern zusammenkrachte. Als ich gerade vom Einkaufen kam - Spurstange gebrochen, Achse gebrochen, Reifen geplatzt. Zum Glück fuhr ich, als es passierte, nur mit 15 km/h innerhalb des Supermarkt-Parkplatzes. So ist mir nichts geschehen - außer dass mein Ego angeknackst war. Wir tauschten das tapfere Elend gegen einen Wagen, der äußerlich noch recht gut aussah. Nur 19 Jahre alt, TÜV drauf, knappe 250.000 Kilometer auf dem Tacho. Für einen Renault ist das so gut wie nix. War auch wieder etwas teurer, das gute Stück. Es kostete uns sage und schreibe 1500 Euro. Geliehen von Schwierigmama. In Raten von 100 Euro abgestottert....
Das war unsere letzte Klapperkiste, die wir dann vor 5 Wochen abgelöst haben. Doch bis es endlich soweit war habe ich viel gebangt, geschwitzt und geflucht. Das Auto war schon längst bereit für den Ruhestand - unser Konto war noch nicht bereit für eine neuerliche Ausgabe.
Beruflich war es bis dahin für meinen Mann auf und ab gegangen. Von der Selbständigkeit in ein Angestelltenverhältnis. Nur Zeitverträge, wie hier in der Gegend üblich. Kurz vor dem gesetzlich notwendigen Wechsel zum Festvertrag dann die Kündigung. Zeitarbeiter sind einfach billiger. Nach wenigen Wochen Bangen hat er gleich wieder Glück gehabt und den nächsten Job gefunden. "Diesmal für immer, forever, von jetzt an bis zum Schluss" (Mark Forster, für diejenigen, die es nicht erkannt haben). Nach einem Jahr Zeitvertrag kam dann die Nachricht, dass er übernommen wird. Hallelujah!!! Eine Gehaltserhöhung war auch fällig. Das war im Februar diesen Jahres. Super Aussichten für´s nächste Auto, dachten wir. Denn unsere Schrottkarre pfiff auf dem letzten Loch. Grad so, dass ich bis zur Schule und zurück kam, um unseren Sohn abzuholen. Wenn ich zum Arbeiten in die nächstgrößere Stadt musste lieh ich mir immer das Auto von Schwierigmama aus. Natürlich gegen Bezahlung. Und verbunden mit jede Menge "Gefallen", die man ihr dann zwangsläufig tun musste. Ich schluckte brav jeden bösen Kommentar herunter, erledigte Botengänge, ging Einkaufen und zahlte das Benzin. Meine Nerven lagen blank. Umso schöner ist es da zu wissen, dass all das bald ein Ende hat. Doch es sollte noch ein bisschen dauern. Finanzielle Reserven haben wir leider nicht, also konnten wir keine Anzahlung auf ein neues Auto leisten. Außerdem lief der Festvertrag mit einer sechsmonatigen Probezeit für meinen Mann an, während der man es schwer hat, eine Autofinanzierung bewilligt zu bekommen. Es war zum Haare raufen. Das automobile Glück in greifbare Nähe zu wissen, und doch unerreichbar fern...
Nochmal war das Glück uns hold. Der Arbeitskollege meines Mannes ist türkischer Abstammung. Hier im Allgäu ist die türkische Gemeinschaft eng geknüpft. Jeder kennt jeden und man hilft einander aus der Klemme. So traf sich mein Mann als "neuer bester Kollege" mit einem Autoverkäufer, der uns (nur so unter uns Türken - wir wurden kurzerhand umgebürgert 😁) ein gutes Angebot machen konnte. Und so kamen wir an einen 6 Jahre alten Opel Mokka, der nur 9.000 Kilometer draufhatte und lief wie ein Neuer, der eine extraordinäre Sonderausstattung aufzuweisen hat und dabei doch recht günstig zu haben. Grad mal 11.000 Euro, auf Finanzierung, ohne Anzahlung und mit Gutscheinen für die nächsten Werkstattbesuche. Wir konnten unser Glück kaum fassen. Auch wenn mein Mann noch immer ein bisschen mit dem Schicksal hadert, weil es jetzt ein Opel geworden ist. Ist mir egal. Ich bin glücklich. Ich hab ein Auto, das einfach wunderbar ist. Es fährt wie ´ne Eins, ist bezahlbar und sieht in schneeweiß auch noch gut aus. Ich liebe die Lenkradheizung, weil ich immer kalte Finger habe. Ich liebe die Rückfahrkamera, das Radio, das Navi. Ich liebe den kleinen Kofferraum (weil ich jetzt nicht mehr große Sachen für andere transportieren muss), die einklappbaren Außenspiegel (perfekt am Schulparkplatz)… Ich bin so verliebt in unser Auto!! Immer, wenn ich einsteige grinse ich wie ein Honigkuchenpferd. Manchmal sitze ich am Zielort noch ein bisschen länger im Auto, nur um es zu genießen. Ich fahre wieder richtig gern und freue mich fast, wenn ich eine Verkehrskontrolle sehe. Es ist so genial, wenn man ohne Angst an einer Polizeistation vorbeifahren kann, weil man ein absolut verkehrstüchtiges Fahrzeug fährt. Ich könnt ein Gedicht schreiben über mein neues Auto. Eine Ode in weiß. Oder vielleicht ein Lied. Das spiel ich dann auf CD ein und lass es laufen. Im Auto....

Freitag, 10. Mai 2019

Aloe, schon mal gehört?



Erst konnte ich es ja nicht wirklich glauben. Dieses Aloe-Zeugs soll helfen?  Ich mag Naturheilmittel und -Kosmetik und habe diesbezüglich bereits einiges ausprobiert. Doch als von Aloe als "Wundermittel" berichtet wurde war mir das eindeutig zu theatralisch. Ich hab´s nicht geglaubt...
Dann verbrannte ich mir vor zwei Monaten die Hand mit heißem Bratfett. Vier Finger waren großflächig betroffen. Ich habe die üblichen Behandlungen eingeleitet. Aber nichts hat wirklich geholfen. Ich arbeite mit meinen Händen, ständig wurden die Wunden nass. Sie wollten sich einfach nicht schließen. Meine Hand sah nach zwei Wochen aus wie eine Kraterlandschaft.
Mein Chef hat mir schließlich von seiner Aloepflanze ein Blatt abgeschnitten und mir aufgedrängt. Ich war inzwischen verzweifelt genug, auch nach diesem Strohhalm zu greifen. Ich habe das Blatt aufgeschnitten und ganz nach seinen Anweisungen mehrmals täglich über die Wunden gestrichen. Was soll ich sagen? Nach drei Tagen waren alle Finger vollständig verheilt. Ich weiß nicht, ob mein Körper einfach von sich aus einen riesigen Schub hingelegt hat, ob das Wetter passte oder ob es tatsächlich wirklich an der Aloe lag. Aber ich war von da an überzeugt.
Inzwischen habe ich mich schlau gemacht. Es gibt ja unzählige Videos bei YouTube über Aloe und deren Anwendung. Manches davon kann man wirklich glauben. Auf dem Bild seht ihr meine erste Pflanze, die ich mir gleich nach der Heilung gekauft habe. Da sie zum ernten noch zu jung ist habe ich ihr bisher zwei große Schwestern zur Seite gestellt. So habe ich jetzt wöchentlich ein bis zwei Blätter zum ernten. Ich benutze das Gel vor allem für Gesicht und Hände. Aber auch als Haarkur ist es wundervoll. Als Ersthelfer bei kleineren Schnittwunden, Blasen oder Brandwunden ist es meines Erachtens unschlagbar. Natur pur, ohne jede Chemie und wirklich heilwirksam. Sogar mein Sohn ist überzeugt. Immer, wenn irgendwo in Bayern eine Mücke das Licht der Welt erblickt, kommt sie bei ihm vorbei auf einen kleinen Snack. Jeden Sommer ist er total zerstochen. Die herkömmlichen Salben und Globulis helfen ihm nicht wirklich oder fühlen sich für ihn unangenehm an. Aaaber Aloe - das lässt auch Alex an seine Haut. Und was ihn glücklich macht, macht auch mich glücklich...

Dienstag, 7. Mai 2019

Du kriegst was du verdienst..

Guten Morgen, ihr Lieben. Guten Morgen, Ursula im Speziellen. Ich habe euch vor ein paar Tagen von meiner Angst vor dem bevorstehenden Termin in der Schule meines Sohnes berichtet. Da will ich euch auch nicht im Dunkeln lassen über das Ergebnis...
Zum Ersten - die Dame vom Jugendamt, die ich nur vom Telefon kannte, stellte sich als erfreulich engagiert heraus. Sie konnte sich wirklich gut auf meinen Sohn einlassen und akzeptierte seine persönlichen Grenzen (zwang ihm keinen Körperkontakt auf, stellte keine unangenehmen Aug-in-Aug-Fragen, akzeptierte auch sein Schlusswort). Sie war im Prinzip genauso, wie ich es erhofft hatte. Bingo!
Zum Zweiten - die Rektorin unserer Schule hat eine komplette Kehrtwende hingelegt. Vor einem halben Jahr meinte sie, Alex wäre ein nicht tragbares und unkalkulierbares Risiko und bedeute Mehrarbeit, die sie zu leisten nicht Willens ist. Nun deklarierte sie, Alex sei eine Bereicherung für die Schule und sporne die Lehrerschaft zu Höchstleistungen an. Da schau her! Mein Gesichtsausdruck entgleiste in diesem Augenblick ein wenig...
Mein Mann hatte sich mit mir gemeinsam zum Termin begeben. Das hat die Damen entsprechend beeindruckt. Steht er doch als erwachsener Autist dafür, dass sehr wohl etwas aus unserem Kind werden kann. Ich fand es auch sehr schön, dass er dabei war. Sonst sind solche Sachen immer nur mir vorbehalten. Freiwillig setzt er eigentlich keinen Fuß in die Schule. Oder zu Terminen solcherart. In diesem Fall hat seine bloße Anwesenheit bereits geholfen. Ich war sehr stolz auf ihn...
Das Problem "was machen wir mit Alex" lösten wir auf die einfachste Art und Weise. Allein in den Unterricht wollte und konnte er nicht, seine Schulbegleitung wurde bei uns gebraucht. Also hat er sich ein Buch geschnappt und die Zeit in der Aula, direkt vor unserer Tür, verbracht. War jetzt nicht wirklich aufregend für ihn und auch nicht pädagogisch wertvoll. Aber er fühlte sich sicher und wusste, er kann jederzeit bei uns klopfen wenn er sich unwohl fühlt. Und er war sehr tapfer. Aus den angepeilten 45 Minuten wurden nämlich fast 2 Stunden. Alex hat tapfer ausgehalten, ist danach sogar brav mit in den weiteren Unterricht gegangen. Dickes Lob an mein Kind!!!
Was kam jetzt aber bei raus? Nichts Genaues weiß man nicht... Genehmigungen werden hier immer ziemlich spät erteilt. Manchmal läuft das neue Schuljahr schon und wir haben noch keinen Bescheid. Was wir wissen, die Dame vom Jugendamt befürwortet ein weiteres Jahr Schulbegleitung in der kompletten Stundenzahl. Die Chancen dafür stehen recht gut. Sie befürwortet sogar ein Soziales Kompetenztraining für Alexander. Ob das kommt ist mehr als unwahrscheinlich. Ich bin ja schon froh, wenn das mit der Schulbegleitung klappt. Wir werden es erfahren. Wenn wir Glück haben vielleicht schon in den Sommerferien...

Sonntag, 5. Mai 2019

Es schneit, es schneit ....


Kann es wirklich wahr sein? Was erblickt mein müdes Auge heute morgen?
Tatsache! Dort, wo gestern noch der Löwenzahn blühte liegt jetzt eine ordentliche Schicht Schnee. Unser Fußballtor im Garten ist heute definitiv "out of order"...

Donnerstag, 2. Mai 2019

Willkommen im Allgäu

mein täglicher Ausblick


Seit 18 Jahren lebe ich nun schon hier und ich glaube, ich werde noch in 20 Jahren darüber staunen, wie schön es ist. Jetzt im Frühjahr liebe ich es am meisten. Wenn die Berge noch schneebedeckt sind und bei uns im Tal der Löwenzahn die satten grünen Wiesen sprenkelt. Wenn der Himmel blau und weit ist und die ersten Kühe hinterm Zaun grasen. Wenn alle aufatmen nach dem langen kalten Winter und in kurzen Hosen im Garten werkeln... Ich liebe es!!!

Mir ist schlecht....

… vor Angst. Mal wieder...
Morgen Vormittag ist es wieder soweit. Unsere jährliche HP-Sitzung steht an. Für alle, denen das nichts sagt: Es ist ein Hilfeplangespräch mit dem Jugendamt, dass darüber entscheidet ob wir für ein weiteres Jahr die Schulbegleitung für unseren autistischen Sohn bekommen. Also wichtig, mit Ausrufezeichen!!!
Unsere neue Sachbearbeiterin stellt sich uns morgen mit einem Novum vor. Sie kommt während der Schulzeit und hospitiert eine Stunde im Unterricht. Da sich mein Sohn bei Hospitationen immer wie ein Bilderbuchkind benimmt wird sie sich wahrscheinlich fragen, ob sie in der falschen Klasse gelandet ist. Im schlimmsten Fall kommt sie auf die Idee, seiner Begleitung Stunden zu kürzen. Ein Alptraum für alle, die mit Alex zu tun haben. An sich habe ich ja nichts gegen diese Hospitation. Im Gegenteil, es ist meines Erachtens sinnvoll, eine Maßnahme mal "live und in Farbe" statt nur auf dem Papier zu sehen. Außerdem ist sie ja "die Neue" und hatte bisher nur telefonisch mit mir und der Rektorin der Schule Kontakt. Also eigentlich alles gut.
Wäre da nicht das Gespräch selbst. Das findet nämlich in der dritten Schulstunde statt. Am Tisch sitzen außer der Dame vom JA wie immer die Eltern, die Klassenlehrerin, die Schulbegleitung und (auf eigenen Wunsch und ich bekomme deswegen schwitzige Hände) die Rektorin. Jaaa, genau. Die Schulbegleitung..... Und mein Sohn muss während des Gesprächs den Unterricht allein bestreiten. Mindestens eine Schulstunde lang. Und dann auch noch während WTG, seinem Angst-und Hassfach. Deswegen ist mir schlecht. Und meinem Kinde auch. Ach ja, und der Schulbegleitung ebenso.
Wir haben natürlich versucht, den Termin etwas zu versetzen. Doch das ist der Dame vom JA leider nicht möglich. Na, dann freuen wir uns doch alle mal eine Runde!!!
Das einzig Gute am morgigen Tag wird sein, dass es danach in´s Wochenende geht....

Dienstag, 30. April 2019

(Not) All about Alex .... Part II

Es hat ein paar Tage gedauert, doch wie versprochen kommt nun der zweite Teil meiner Erzählung über meinen Sohn...
Wo war ich? Ach ja, Ende der ersten Klasse bekamen wir Alex´ Diagnose und er war nun offiziell ein Autist...
Das Gute daran war natürlich, dass wir endlich wussten, was los war. Unser Sohn war schon immer irgendwie anders, doch bis dato konnten wir uns darauf nicht wirklich einen Reim machen. Jetzt hatte ich einen Namen, konnte Googlen und Bücher wälzen, mich online in Foren für Betroffene anmelden, Vorträge und Kurse besuchen, Anträge schreiben - kurz, ich hatte was zu tun. Das Erste was ich tat war allerdings, mit Alex selbst darüber zu reden. Er war 7 Jahre alt, war mit uns von einem Arzt zum nächsten gereist und hatte schlichtweg ein Recht darauf, Bescheid zu wissen. Er nahm es locker, war (genau wie ich) einfach nur froh um des Rätsels Lösung. Das erste Schuljahr war für ihn bis dahin eine Katastrophe, eine einzige Quälerei. Der Lärm, die fremden Kinder, Räume und Gerüche. Der Druck von außen, die überforderten Lehrer, sein eigenes Herzeleid. Wenn ich jetzt darüber nachdenke, was wir ihm damals zugemutet haben und wie elend es ihm damit ging - mir wird ganz gruselig dabei. Aber andererseits - was hätten wir denn sonst tun sollen? Wir hätten ihn ja nicht einfach daheim behalten können, er musste ja zur Schule gehen! Und doch frage ich mich manchmal, was wir vielleicht noch hätten tun können. Ob wir es früher hätten erkennen müssen. Allerdings war Autismus damals noch recht unbekannt. Ich habe Sozialpädagogik studiert, 5 Jahre lang, und während des ganzen Studiums haben wir eine einzige Stunde über Autismus gesprochen und Alex war ganz anders als unsere Fallbeispiele damals. Da bestätigt sich wieder der Satz "Kennst du einen Autisten, kennst du einen Autisten"... Nein, wir hätten es nicht früher erkennen können. Wir sind schließlich keine Spezialisten. Selbst Kinderärzte und Psychologen tun sich mit der Diagnose schwer...
Wir beantragten also eine Schulbegleitung für Alex. Hier in Bayern läuft sowas über´s Jugendamt. Ein Novum für mich - ich saß auf der anderen Seite. Während meines Studiums habe ich ein halbes Jahr im dortigen Jugendamt gearbeitet und plötzlich war ich die Klientin. So kann es gehen im Leben. Schmunzel. Hier wie in vielen anderen Momenten kam mir mein Studium dezent zu Hilfe. Ich habe festgestellt, dass sich Fachkräfte mit mir oft auf Augenhöhe unterhalten, wenn sie davon wissen. Mit anderen Eltern gehen sie oft ein wenig herablassend um, mit mir reden sie auf fachlicher Ebene. Hallelujah! War mein Studium doch zu was nutze, auch wenn ich nicht in meinem Beruf arbeite...
Zu Beginn des zweiten Schuljahrs startete Alex also mit einer Schulbegleitung. An unserer kleinen örtlichen Grundschule waren wir damit Vorreiter. Schulbegleiter sind nicht wirklich gern gesehen, Lehrer fühlen sich durch sie beobachtet, gedrängt und kontrolliert. Wir sind gegen viele Mauern gerannt und haben sie mit viel Kraftaufwand durchbrochen. Ach, was habe ich diskutiert, mit Rektoren, Lehrern und Eltern von Mitschülern. Viele scheinen Angst davor zu haben, Autismus wäre ansteckend. Ist es natürlich nicht! Und immer wieder habe ich festgestellt - damals wie heute... Die Kinder sind nicht das Problem. Alex wurde von seinen Mitschülern meist sehr gut angenommen. Man hat ihnen erklärt, was mit ihm los ist und sie haben sich darauf eingestellt. Viele von ihnen sind dazu übergegangen, ihn vor Mobbing zu schützen, ihn wenn nötig zu beruhigen oder ihn einfach nur in ihren Schulalltag zu integrieren. Das wahre Problem sind immer die Erwachsenen gewesen. Lehrer, die sind in ihrem friedlichen Alltag gestört sahen. Rektoren, die um den Ruf ihrer Schule fürchteten oder keinen Stress mit den anderen Eltern wollten. Eltern, die um die herausragenden Noten ihrer Superkinder fürchteten, die ja später mal den Planeten retten sollen oder mindestens ein Land regieren. In der Öffentlichkeit reden immer alle von Integration. In bayrischen Schulen sieht das meist anders aus. Jedes Kind, das "anders" ist, ist ein potentieller Störfaktor. Selbst wenn alles gut läuft. Denn es könnte ja irgendwann mal zu Ärger kommen. (Originalton der jetzigen Rektorin meines Sohnes - "es könnte ja zu Problemen führen, also müssen wir..."). Dank der Flüchtlingskrise sind inzwischen auch bayrische Schulen gezwungen, sich anzupassen, flexibler zu werden und Integration zu leben.
Ich bin schon zu sehr im Hier und Jetzt, ich muss noch ein paar Takte zu Alex´ Grundschulzeit schreiben...
Dank der Schulbegleitung (nennen wir sie Sarah) wurde es in der zweiten Klasse wesentlich besser. Sie ist sehr einfühlsam, hat selbst zwei Kinder und zeigt sich sehr engagiert. Für alle, denen "Schulbegleitung" unbekannt ist nun eine kurze Erklärung. Als Autist hat mein Sohn Probleme mit plötzlichen Änderungen, lauten Geräuschen, fremden Gerüchen oder Materialien. Stunden, die sich verschieben oder Lehrer, die krank werden sind ihm ein Gräuel. Manchmal versteht er einfach eine Anweisung nicht, weil die Worte ihm in dem Zusammenhang fremd sind. Er nimmt alles wörtlich. Wenn also der Lehrer sagt "wollt ihr bitte das Buch aufschlagen", dann tut Alex es nicht. Weil er der Meinung ist, nee ich will das Buch nicht aufschlagen. Und richtig verlangt hat der Lehrer das ja auch nicht, nur vorgeschlagen. Eine Schulbegleitung fungiert hier als Puffer, als Übersetzer (in beide Richtungen) und notfalls als Schutz. Wird die Situation zu schlimm, geht sie mit Alex kurz vor die Tür. Sie spazieren dann die Flure entlang und schauen sich Bilder an. Oder sie erklärt ihm ganz ruhig etwas. Gibt ihm Gelegenheit, runterzufahren. Hat er diese Gelegenheit nicht, kommt es zu einem sogenannten "Overload". Das ist sprichwörtlich so, als wäre Alex´ Festplatte überladen und er explodiert. Dann schreit und tobt er. Wer jetzt glaubt, das ist unangenehm für anwesende Nichtautisten … Alex beschreibt es so: "Es fühlt sich an, als würde ich sterben, als fällt mir der Himmel auf den Kopf und ich verbrenne lebendig....". Ganz ehrlich? Sch… auf die Gefühle der Lehrer. Mein ganzes Mitgefühl liegt in einer solchen Situation bei meinem Kind!!
Ohne Sarah wäre Alex nicht in der Lage, eine normale Schule zu besuchen. Wir sind ihr so dankbar. Übrigens - falls sich jemand fragt, warum wir unser Kind nicht auf eine Schule für Autisten schicken. Das gibt es hier nicht. Es gäbe eine Schule für Körperbehinderte, eine Montessori-Grundschule und eine Integrationsschule, die leider weiter weg liegt (für uns würde sie wie ein Internat funktionieren, also mit Übernachtung). Keine realistischen Alternativen in Sicht...
Richtig schrecklich wurde es nochmal in der dritten Klasse. Es gab einen Lehrerwechsel. Aus welchem Grund auch immer - Alex´ Klasse bekam eine Lehramtsanwärterin zugeteilt. Ich nenne sie gern "die Prinzessin". Umwerfend schön, blond und zart, vom Leben bis dato verwöhnt war sie der Meinung, das Universum drehe sich um sie. Dementsprechend niederschmetternd war es für sie, einen Autisten in der Klasse zu haben. Ein ganzes Jahr lang hat sie versucht, Alex loszuwerden. Hat (und das finde ich eine bodenlose Frechheit) sogar Overloads bewusst provoziert, um sich selbst als Opfer darzustellen und einen Schulausschluss für ihn zu erwirken. Nun ja, wir sind noch da - und sie ist weg. Trotz Lehrermangels hat sich die Schule zum Glück entschieden, auf ihre Dienste zu verzichten. Das vierte Jahr war angenehmer. Als Klassleiterin kam eine erfahrene Lehrerin (und Mutter - es ist unglaublich, wie bedeutsam das ist), die für die gesamte Klasse eine Erleichterung war. Alle Kinder haben von ihrem Lehrstil profitiert. So kam es, dass die gesamte Klasse zum Schulende so gute Noten hatte, dass für alle Kinder theoretisch der Gymnasialbesuch möglich gewesen wäre. Alex war so stolz auf sich - und wir natürlich auch. Dennoch war uns klar, dass der Besuch des Gymnasiums für ihn nicht möglich sein würde. Klassen mit 35 Kindern, Lärm, Stress, hohe Anforderungen - kein ideales Umfeld für Autisten. Wir haben uns zusammengesetzt, die verschiedenen Möglichkeiten durchgesprochen, die Schulen besucht und angesehen und dann Alex die Entscheidung überlassen. Er hat sich für die örtliche Mittelschule entschieden und wir waren damit sehr einverstanden. Zum einen liegt sie auf dem gleichen Gelände wie die Grundschule, so dass er den Schulweg und die Örtlichkeiten schon kannte. Zum anderen hat sie mit 19 Kindern pro Klasse vergleichsweise niedrige Klassengrößen und einige der Lehrer kannten unserer Sohn schon. Sehr schön war auch die Überraschung, dass seine derzeitige Lehrerin eine Freundin seiner Schulbegleiterin ist, somit zumindest schonmal die Stimmung zwischen den beiden gut ist. Seine Lehrerin hat sogar im Vorfeld (während der Sommerferien) Kurse über Autismus besucht und sich für zwei Fortbildungen angemeldet! Das ist bisher einzigartig. Kein anderer Lehrer hat das jemals getan. Alles in Butter könnte man meinen? Naja, ganz so einfach ist es nicht. Es gibt auch an dieser Schule Lehrer (und Eltern), die Alex als Störfaktor ansehen. Die sich nicht auf seine Besonderheiten einlassen wollen. Zu kämpfen haben wir leider auch mit der Rektorin, die sich im Vorfeld  aufgeschlossen und integrativ gegeben hat und damit mehr versprach, als sie halten konnte. Denn sie war es, die im Oktober hinter meinem Rücken das Jugendamt angerufen hat, man müsse Alex sofort von der Schule entfernen. Seine Anwesenheit würde Mehrarbeit bedeuten, die sie zu leisten nicht willig sei. Als die Dame vom Amt es dann wagte, die Rektorin an ihren pädagogischen Auftrag zu erinnern, begab sie sich damit ungewollt in die Schusslinie. Neulich hat unsere Schule den Titel "Schule mit Courage, Schule gegen Rassismus" gewonnen und wurde dafür in den regionalen Medien groß gefeiert. Ich hoffe doch, dass der Integrationsgedanke, der dahinter steht, auch irgendwann mal für Autisten gilt...
Wir kämpfen. Immer weiter und immer wieder. Jeden Tag. Denn der Alltag mit einem Autisten ist sehr herausfordernd. Auch daheim ist Alex ein Autist, auch hier gibt es immer wieder Situationen, die ihn überfordern. Doch hier bin ich dabei, kann mich schützend vor meinen Sohn stellen, kann unser Leben um ihn herum drapieren. In der Schule bin ich machtlos. Jeden Morgen schicke ich ihn hin und schiele nervös Richtung Telefon. Kommt der Anruf, dass ich ihn holen soll, oder kommt er nicht? Ich gebe es zu, ich habe Angst. Jeden Tag. Dass etwas vorfällt, dass jemand verletzt wird. Alex hat noch nie jemanden verletzt (schließlich vermeidet er Körperkontakt wenn möglich). Doch wenn er einen Overload hat, mit den Armen fuchtelt und schreit kann theoretisch ein Kind aus Versehen in Mitleidenschaft gezogen werden. Wenn das passiert, das weiß ich genau, kommt es so Manchem in der Schule gerade recht und der "Störfaktor" wird entfernt. Doch auch, wenn er die Schule wie durch ein Wunder ohne Drama durchsteht. Was kommt danach? Was wird aus meinem Kinde? Er hat keinerlei Respektempfinden, da für ihn alle Menschen gleich sind. Das lässt sich nicht jeder gefallen. Er braucht manchmal eine Weile, bis er eine Anweisung versteht und sie auch ausführt. Zeit ist Geld. Bei meinem Sohn ist der Autismus sehr viel stärker ausgeprägt, als bei meinem Mann. Und auch dieser hat manchmal seine Probleme im Berufsleben. Wenn er sich unterordnen soll, wenn es hektisch wird. Wie soll das nur bei meinem Kind werden? Wo sein Verhalten doch wesentlich deutlicher von der Norm abweicht? Ganz ehrlich, mir stehen die Tränen in den Augen, wenn ich an Alex´ Zukunft denke...

Hey, ich kann hier nicht abschließen, nicht ohne ein Happy End. Nicht ohne ein kleines Lächeln...
Zur Zeit besucht mein Liebling zusammen mit einigen anderen Kindern seiner Schule einen Schwimmkurs. Die Schule hat das initiiert, weil gerade viele Flüchtlingskinder nicht schwimmen können. Nun, Alex auch nicht, sein Körpergefühl ist zu miserabel dafür. Er kommt einfach nicht dahinter, wie er seine Gliedmaßen bewegen muss, damit er nicht untergeht. Gestern war es wieder soweit. Ich bin immer dabei, sonst würde er gar nicht erst mitgehen. Es wurde Tauchen geübt. Alex hasst das Gefühl von Wasser im Gesicht (ist auch sehr hinderlich bei der Körperhygiene). Jedenfalls haben sie ihn seit Wochen daran gewöhnen wollen und brachten ihn dazu, im Wasser in die Knie zu gehen, bis dasselbige sein Gesicht erreicht. Gestern war es soweit, und er tauchte ziemlich weit unter, bis über die Nase. Weil ich gerade mit dem Bademeister sprach habe ich es verpasst (Klasse). Also forderte die Lehrerin ihn nach dem Schwimmen auf, mir zu zeigen, wie weit er abgetaucht war. Sein Kommentar: "Das weiß ich doch nicht, ich hatte die ganze Zeit die Augen zu."...


Ach, ich liebe mein Kind …. 😘😘😘

Freitag, 26. April 2019

(Not) All about Alex ...

Heute möchte ich euch gern von meinem Sohn erzählen, der mich mit seiner ganz persönlichen Logik gerade wieder zum Lachen gebracht hat...
Mein Sohn Alex ist mein einziges Kind, mein Sonnenschein, mein Augenstern und auch meine größte Sorge. Er ist 11 Jahre alt und besucht eine ganz normale Mittelschule im Ort. Und diese Tatsache ist erwähnenswert, weil mein Sohn Autist ist.
Irgendwie war er schon immer anders. Als er geboren wurde wog er 5000 Gramm, auf das Müüh genau. Ich habe ihn lange gestillt, auch wenn einem bei so großen Babys oft davon abgeraten wird. Aber dank Zufütterung hat er immer ausreichend Nahrung bekommen. Er war schon immer ein guter Esser - auch heute noch. Er isst viel und gern, leider nicht sehr abwechslungsreich (was aber ein Teil seiner autistischen Wesensart ist). Mein Sonnenschein war kein Krabbler, sondern ein Poporutscher. Er hat dadurch bedingt auch erst spät (mit anderthalb Jahren) das Laufen gelernt. Natürlich waren wir auch bei Ärzten, weil seine Entwicklung nicht gerade normgerecht verlief. Ich weiß, welche Entwicklung tut das schon. Aber wir waren dezent besorgt und wollten beim ersten Kind alles richtig machen. Da er in anderen Bereichen geglänzt hat (er konnte sehr früh mit einem beeindruckenden Vokabular sprechen) hielt sich unsere Besorgnis in Grenzen. Jedes Kind tickt anders, jedes hat ein anderes Tempo, also unterstützten wir, wo es notwendig war und ließen ihm seine Zeit.
Mein Mann und ich hatten beschlossen, dass ich die ersten drei Jahre Zuhause bleibe und mich um den Kleinen kümmere. Danach sollte er in den Kindergarten gehen und ich meinen Beruf wiederaufnehmen. Schön geplant ist halb versaut...
Alex war kaum 3 Wochen in der KiTa, da kam die Leiterin auf mich zu mit einer ellenlangen Beschwerdeliste. Er sondere sich ab, stehe immer buchstäblich mit dem Rücken zur Wand, sei kein Teamplayer, sein Gleichgewichtssinn sei mangelhaft... All das wussten wir und es gehörte für uns zu unserem Kind dazu. Anscheinend sind solche Verhaltensweisen im privaten Umfeld durchaus akzeptabel, nicht jedoch in einer Gemeinschaft wie zum Beispiel einem Kindergarten. Unsere Reise von Pontius zu Pilatus begann...
Unser Sohn wurde von einer sehr netten Dame vom "Mobilen sozialen Dienst" in der Kita besucht und begutachtet. Sie empfahl den Wechsel in einen speziellen Förder - Kindergarten, dem wir zustimmten. Das erste Jahr dort war wunderbar - für Alex und für uns als Eltern. Dann wurde die Zweigstelle geschlossen, Alex kam in die nächstgelegene - und die folgenden zwei Jahre waren nicht mehr ganz so rosig. Durch den Erzieherwechsel waren die Fortschritte unseres Sohnes nur noch minimal, sein Verhalten aufmüpfig. Gewisse Dinge sind mir leider erst im Nachhinein zu Ohren gekommen. Hätte ich früher von so einigen Erziehungsmethoden dort gewusst, hätte ich mein Kind dort rausgeholt. Methoden, wie zum Beispiel "die stille Treppe" sorgten nämlich dafür, dass mein Kind bis heute Höhenangst hat. Im letzten Jahr empfahl man uns den Besuch einer sozialpsychiatrischen Kinderklinik, in der man verschiedene Diagnoseverfahren nutzen wollte, um Alex´ Besonderheit definieren zu können. Das Ziel war die Möglichkeit, für ihn eine Schulbegleitung zu beantragen, mit deren Hilfe er eine Regelschule besuchen könnte. Man kann nur mit einer sehr genauen Diagnose, die von Spezialisten ausgesprochen wird, solche Dinge beantragen, also waren wir einverstanden. Unser Sohn hat zwar bei Intelligenztests (die in Förder-Kitas zum Standard gehören) stets die höchste Punktzahl erreicht, aber wir wussten, allein schafft er den Schulbesuch nicht. Sein Verhalten war damals schon sehr auffällig, wir konnten nur nicht sagen weshalb. Bei jedem Versuch ihn zu berühren (außer von meiner Person) schrie er lauthals los, man wolle ihn umbringen. Er war sehr empfindlich gegenüber verschiedenen Materialien auf der Haut, konnte mit dem Verhalten der anderen Kinder einfach nichts anfangen .. Die Liste war endlos.
Fast ein Jahr lang fuhren wir im vier-Wochen-Rhythmus in diese Klinik und machten verschiedenste Tests, füllten endlose Fragebögen aus und ließen Interviews über uns ergehen. Ergebnislos. Nichts, Nada, Niente. Es war zum Verrücktwerden. Während der ganzen Zeit versuchten wir zu vermeiden, dass unser Kind sich als abnorm betrachtet, sich als fehlerhaft sieht. Ein Balanceakt. Diese "Besuche" waren stets ambulant. Als man dann von uns verlangte, wir sollten unser Kind für 12 Wochen ohne Kontakt in stationäre Behandlung geben, war für uns Ende. Und die Schulbegleitung in weiter Ferne. Als Nächstes versuchten wir eine "psychosomatische Uni - Kinderklinik". Da waren die Tests nach einer halben Stunde abgeschlossen . Mit dem Ergebnis, wir hätten den Jungen gnadenlos verzogen und seine Probleme würden von allein vergehen. Dafür hatten wir also ein dreiviertel Jahr auf den Termin gewartet...
Alex´ Einschulung stand vor der Tür. Wir mussten es ohne Schulbegleitung versuchen, denn eine ordnungsgemäße Diagnose lag noch nicht vor. Also schickten wir ihn schweren Herzens in die Grundschule. Was natürlich völlig gegen den Baum lief. Es war katastrophal. Unser Junge war vollkommen überfordert, wir am Rande der Verzweiflung. Ich arbeitslos, weil ich ständig erreichbar sein musste, um notfalls mein Kind sofort abzuholen. Nach etwa drei Monaten hatte seine Klassenlehrerin eine Idee. Sie meinte, Alex´ Verhalten erinnere sie an einen anderen Jungen, den sie vor einigen Jahren in ihrer Klasse hatte. Bei diesem Jungen sei vor Kurzem Autismus festgestellt worden. Das machte uns hellhörig. Wir hatten einen Verdacht, dem wir diesmal konkret nachgehen konnten. Kein stochern im Dunkeln, sondern gezieltes Nachforschen...
Ich setzte mich sofort mit dem Autismuszentrum Schwaben in Verbindung und versuchte einen Arzt zu finden, der uns mit der Diagnose helfen konnte. Leider gab es im gesamten Allgäu nur einen einzigen Arzt, der sich genau darauf spezialisiert hat. Das war vor 5 Jahren, damals war Autismus noch eine völlig unbekannte Größe. Heute ist er durch Film und Fernsehen ja beinahe schon salonfähig geworden. Die Wartezeit bei dem Herrn betrug ein dreiviertel Jahr. Wir hatten Glück. Jemand sprang ab und wir rutschen in der Warteliste weiter nach vorn. Nach einem halben Jahr und 5 Fahrten in die 150 Km entfernte Praxis, seitenweise Fragebögen und sehr sehr selbstkritischen Momenten hatten wir es schwarz auf weiß. Alex ist Autist. Ich hätte den Arzt küssen können (Was er sehr irritierend fand, denn normalerweise freuen sich Eltern nicht über eine derartige Diagnose. Ich war aber einfach nur glücklich, endlich Bescheid zu wissen). Nebenbei stellten wir Dank der Fragebögen fest, dass sehr viele von den typisch autistischen Verhaltensweisen und Erfahrungen auch auf meinen Mann zutreffen. So ganz nebenbei hat er also auch noch (im Alter von 42 Jahren) seine Diagnose bekommen. Plötzlich hatte ich zwei Autisten daheim, einen Großen (der durch die schwächere Ausprägung und die grundsolide Sozialisierung kaum vom "Normalverhalten" abwich) und einen Kleinen (dem ich jetzt endlich wirklich helfen konnte). Von nun an wird alles besser - dachten wir. Denn es ist eines, zu wissen was Sache ist. Etwas ganz anderes ist es, damit zu leben...
Für heute bin ich völlig fertig, aber ich werde euch noch den Rest der Geschichte erzählen. Zwischen damals und heute liegen ja fast fünf Jahre und viel ist geschehen - Gutes und Schlechtes....

Mittwoch, 24. April 2019

Zurück im Alltag

Ihr Lieben, ich bin wieder hier!!!
Ach, war das schön. Und traurig, teils schaurig … aber schön....
Ich habe diesen Ausflug in meine alte Heimat so sehr gebraucht. Jetzt ist mir das Herz wieder weit. Auch wenn vieles was ich gesehen habe, mich melancholisch stimmt oder sogar ein bisschen weh tut. Aber ist das nicht immer mit unseren wichtigsten Erinnerungen so? Sie sind schön und schmerzhaft zugleich. Sie machen Hoffnung und brechen uns doch das Herz...
Mein Sohn hat meine Heimat noch nie gesehen und auch mein Mann war nur einmal mit mir in meinem Geburtsort. Bei diesem Osterbesuch hatte ich die Gelegenheit, beiden viel von meinen Wurzeln zu zeigen. Besonders mein Sohn hat mich angerührt, weil er verstanden hat, worum es mir ging und weil er so interessiert an meinen Geschichten war. Er meinte auf der Rückfahrt, endlich ergäben all diese Geschichten einen Sinn, weil er jetzt weiß wo sie spielen.
Und wir haben viele Orte besucht, die für mich eine tiefe Bedeutung haben. Mein altes Elternhaus, dass in meiner Erinnerung so viel größer aussah. Die kleine Kirche direkt daneben, deren Glockengeläut mich durch meine Kindheit getragen hat und die jetzt leider so fürchterlich heruntergekommen ist. Auch unser großer Garten, der zwischen Kirche und Haus lag, trieb mir die Tränen in die Augen. Die neuen Eigentümer des Hauses haben ihn nicht mit übernommen, stattdessen ist er jetzt Niemandsland und verwildert zusehends. Wo einst unsere Kartoffeln und Himbeeren wuchsen und unsere Hühner frei herumliefen findet sich jetzt nur Efeugestrüpp und ein paar dürftige Mohnblumen. Eine Freude dagegen war meine alte Grundschule. Sie wurde vor einiger Zeit frisch renoviert und erstrahlt in leuchtenden bunten Farben. Eine wahre Herausforderung war hingegen das noch immer vorhandene Kopfsteinpflaster, das sich durch den Ort zieht. Das Laufen darauf war damals schon unbequem, doch mit den Jahren verblasste die Erinnerung daran und der Schock war dementsprechend groß.
Eine besondere Freude bot sich mir am Sonntag. Ich habe in meiner alten Heimat keine Verwandtschaft mehr, was auch ein Grund für mein langes Fortbleiben war. Doch ein Ehepaar hatte ich all die Jahre in liebevoller Erinnerung. Es sind die Eltern einer alten Schulfreundin, die noch immer im Ort leben und die ich besucht habe. Die beiden waren mir stets sehr zugetan und auch ich habe sie herzlich gern. Viele schöne Stunden habe ich dort in ihrem Garten verbracht und über die Jahre habe ich die beiden und ihr warmes Zuhause nie vergessen. Das Wiedersehen war überwältigend. Die Tränen liefen bei uns allen. Wir haben einander minutenlang einfach nur weinend festgehalten und dann Geschichten von früher gewälzt, bevor wir uns gegenseitig auf den neuesten Stand gebracht haben. Was ich an den Beiden immer sehr mochte war ihre vorurteilsfreie und kompromisslos herzliche Art. Ich fühlte mich dort immer willkommen, immer behütet. So auch jetzt wieder, nach all den Jahren. Und da verwundert es nicht, dass ihre Abschiedsworte an mich waren "Wenn du mal wieder Heimweh hast kommst du zu uns. Wir haben immer ein Bett für dich frei"...
In der kurzen Zeit dort haben wir sogar einen Ausflug in die nächstgrößere Stadt gemacht, in der ich damals auch studiert habe. Wir sind über das Universitätsgelände geschlendert und durch die Innenstadt und ich habe meinen zwei Männern alle Bibliotheken und Buchhandlungen gezeigt. Klar, dass ich die damals am besten kannte...
Mein Fazit nach diesem Dreitagesausflug? Es war wundervoll und wirklich dringend nötig. Erst jetzt, im Nachhinein, kann ich das gesamte Ausmaß meiner Sehnsucht erfassen. Jetzt, wo die Speicher wieder aufgeladen sind und ich wieder tief die Heimatluft eingeatmet habe begreife ich erst, wie grausam ich zu mir selbst war. So viele Jahre habe ich mich ferngehalten, habe mir selbst die warme und tröstende Umarmung der Heimat vorenthalten. Was für eine Idiotin ich doch war, zu glauben dass Heimweh in meinem Alter unsinnig ist und dass es kein Zurück für mich gibt. Natürlich gibt es ein Zurück! Immer! Ich kann, wenn ich will, jederzeit "nach Hause" fahren, zu den Orten und den Menschen, die ich tief in meinem Herzen trage. Niemand hindert mich daran, nur ich selbst habe stets abgeblockt. Aus falschem Stolz, aus einem faulen "KeineZeit" heraus. Ich warte nicht mehr so lang. Der nächste Besuch ist schon für das nächste Jahr geplant. Mein Mann und mein Sohn wollen noch so viel mehr sehen von meiner schönen Heimat. Und ich will ihnen noch so viel mehr zeigen...

Donnerstag, 18. April 2019

Heimat, deine Berge ....

Ich habe Heimweh.
Seit 18 Jahren lebe ich nun in Bayern. Und ich lebe gern hier. Land und Leute sind wunderbar. Mein Kind hat einen wundervollen Ort, um groß zu werden. Ich habe hier meinen Job, meine Freunde und meine Familie. Das Allgäu ist bei jedem Wetter schön und die Berge - direkt vor der Haustür - sind so tröstend in ihrer allgegenwärtigen Mächtigkeit.
Und doch habe ich Heimweh.
Ich komme aus einer Kleinstadt in Sachsen-Anhalt. Eigentlich eher ein Dorf, dass an eine Kleinstadt angegliedert ist. Dort lebt niemand mehr von meiner Familie. Ich bin damals weggegangen, ohne zurückzublicken. Und habe es nie bereut.
Doch seit ein paar Monaten sehne ich mich nach meinem alten Dorf, nach den Häusern und Straßen, die ich als Kind gesehen habe und die mir so langweilig vorkamen. Wir leben hier an einem Ort, an dem mein Mann aufgewachsen ist. Er ist tief in seiner Vergangenheit verwurzelt. Die Orte, an denen unser Kind spielt sind die gleichen Orte wie damals. Er trifft auf der Straße Leute, mit denen er zur Schule ging oder die schon immer hier gewohnt haben. All das habe ich hier nicht. Niemand hier kennt mich von früher und kann sagen "Ach guck mal, die Kleene. Jetzt ist sie erwachsen und hat ihre eigene Familie". Ich kann mit niemandem Geschichten von früher wälzen. In welche Discos wir gegangen sind, welche Mädchen damals in der Schule schon Zicken waren, in welcher Scheune wir früher gespielt haben.
All das fehlt mir, mit jedem Monat ein bisschen mehr. Zur Zeit ist es ganz schlimm. Ich erwische mich, wie ich bei Google Earth mein Elternhaus suche und den Schulweg, den ich früher gegangen bin. Wie ich im Telefonbuch nach Namen Ausschau halte, die mir bekannt vorkommen. Wie ich Fotoalben wälze und mir die Tränen dabei über´s Gesicht kullern. Niemals hätte ich gedacht, dass es mich mal so erwischen würde. Damals war ich doch froh, endlich wegzukommen. Gleich nach dem Studium war ich auf und davon. Weg aus dem alten Ossi-Mief, rein in´s Abenteuer.
Und jetzt heule ich im Auto los, wenn Adele ihr "A million years ago" singt.
Ich will nach Hause. So sehr. Ich will meinem Sohn zeigen, wo ich herkomme. Ich will ihm meine alte Schule zeigen, meinen liebsten Platz im Wald hinter´m Haus, die Kirche, deren Glockengeläut mich alle Viertelstunde genervt hat. Aber es ist nicht nur so, dass ich ihm all diese Dinge zeigen will. Vor allem will ich selbst sie wiedersehen. Ich will den kleinen staubigen Weg zu dem Friedhof gehen, auf dem mein Bruder viel zu früh gelandet ist. Ich will das Haus der alten Eierfrau suchen, der wir früher unsere Eier von den 30 Hühnern im Hof gebracht haben. Ich will die Straße entlang fahren, auf der ich mühsam (und zugegeben ziemlich langsam und tollpatschig) Radfahren gelernt habe.
Meinem Mann blieb meine Traurigkeit der letzten Zeit nicht verborgen. Er hat sich Gedanken gemacht und beschlossen, mir ein unvergleichliches Ostergeschenk zu machen. Heimlich hat er eine Pension in meiner Heimatstadt gesucht und Zimmer für uns gebucht. Es ist nur für drei Tage, über´s Osterwochenende. Doch das ist das wohl schönste Geschenk, dass er mir machen konnte.
Heute morgen hat er mir gesagt, dass ich schonmal packen soll. Morgen Nacht geht´s los. Ich kann gar nicht in Worte fassen, wie sehr ich mich auf dieses Wochenende freue. Das Dauergrinsen auf meinem Gesicht ist schon rekordverdächtig und gleichzeitig rollen immer noch die Tränen. Aus Vorfreude jetzt, und aus purem Glück. Und auch noch vor Sehnsucht....

Montag, 15. April 2019

Kein Schwein ruft mich an ...

Jaaaa, manchmal wünschte ich, es wäre so. Doch das Universum hat mir eine besonders fleißige und hartnäckige Telefonistin geschickt, die ein "nein" einfach nicht akzeptiert.
Alles begann vor 3 Wochen. Da klingelte mein Festnetz-Telefon (ja, ich habe sowas noch). Am Apparat war Frau Soundso von der Firma Blabla. Sie fragte höflich, ob sie Frau … sprechen könne. Ich erwiderte wahrheitsgemäß, dass jene Frau .. nicht hier wohnt und sie dementsprechend bei mir falsch wäre. Die Dame entschuldigte sich und legte auf. Einige Tage später klingelte mein Telefon erneut. Dieselbe Dame von derselben Firma mit demselben Anliegen. Ich informierte sie nochmals - schon etwas weniger höflich - darüber, dass besagte Frau … nicht hier lebt. Ich bekam eine Entschuldigung zu hören und legte auf. Als die Dame nach ein paar Tagen schon wieder anrief wurde ich zugegeben etwas unfreundlicher. Aber ich dachte auch, ich verhör mich. Nachdem sie nach Frau … fragte und ich sagte, die wohnt hier nicht meinte sie nämlich "Die muss aber da wohnen, es steht ja schließlich so in den Akten". Ich dachte, ich verhör mich! ICH wohne hier, also werde ich ja wohl auch wissen, wer noch hier wohnt! Ich dachte schon, diesmal wäre ich deutlich genug gewesen. Von wegen! Es vergingen ein paar Tage, da rief die Dame (die ich inzwischen heimlich "blöde Kuh" nannte) schon wieder an. Derselbe Mist von ihr, dieselbe Antwort von mir. Ich wurde immer lauter. Inzwischen schielte ich schon mehrmals täglich nervös Richtung Telefon. Wenn es tatsächlich klingelte überprüfte ich erst die Nummer, bevor ich ranging. Ich hatte eine Woche geschafft, ohne von der Dame zu hören und freute mich schon. Doch ich freute mich zu früh. Ich hatte meine vorsichtige Haltung aufgegeben und kontrollierte nicht immer die anrufende Nummer. Da erwischte sie mich. Ahnungslos ging ich nach dem zweiten Klingeln ran und bereute es augenblicklich. Es war sie. Schon wieder fragte sie mit ihrer routinierten Telefonstimme nach Frau … . Da tickte was aus bei mir. Ich bin nicht stolz drauf, denn es ist sonst nicht meine Art. Aber ich hab sie angebrüllt. Ich schrie in´s Telefon, dass ich die Schnauze voll habe von ihren Belästigungen. Sie gehe mir tierisch auf den Kranz und solle sich verzupfen. Ich glaube, sie sagte irgendwas von wegen ich solle nicht gleich so schreien, sie habe ja nur was gefragt. Doch ganz sicher bin ich mir nicht, weil ich einfach so laut war. Die ganze Anspannung der letzten Zeit lag in meinem Geschrei und ich habe meinem Ärger sowas von deutlich Luft gemacht. Als ich auflegte und das Telefon in die Ecke knallte war mir schon alles egal. Ich knurrte noch einmal vor mich hin und drehte mich um - da stand mein Sohn im Türrahmen und schaute mich mit großen Augen an. "Mama, was ist denn mit dir los. So hast du doch noch nie gebrüllt" …

Freitag, 12. April 2019

Schwiegermütter ...........

Schwierigmutter, Schwiegerdrachen …
Hach was gibt es doch für herrliche Begriffe für die Mütter unserer Ehepartner.
Ich hatte heute Nachmittag mal wieder eine unfreiwillige Begegnung der nervenaufreibenden Art. Es soll ja Leute geben, die ihre Schwiegermutter lieben und prima mit ihr klarkommen. Gratulation! Ich für meinen Teil sehe sie am liebsten auf eine Art - von hinten...

Das Schönste im ganzen Jahr - das sind die Ferien...

Tja, es ist mal wieder soweit.
Ab Montag hat mein Kind wieder 2 Wochen Ferien. War da nicht erst kürzlich was? Ich habe das Gefühl, die Zeit zwischen den Ferien wird immer kürzer und dieselbigen immer länger. Natürlich hat mein Kind einen ganz anderen Eindruck. Für ihn kann es nicht genug freie Zeit geben.
Zu allem Überfluss kommt er gestern nach Hause mit den Worten :"Mami, morgen habe ich schon 11:15 Uhr aus!!". Juhuuu!!! Na toll!!! Wieso sagt man mir das nicht früher? Dazu muss ich erklären - mein Sohn ist kein Schlüsselkind. Wir leben auf dem Land, schön weit weg vom Schulgebäude und deshalb hole ich ihn mittags von der Schule ab. Eigentlich gar kein Problem - wenn man nicht arbeiten muss und einem plötzlich 2 Stunden geklaut werden. Grrrrr!!!
"Dann musst du halt schneller arbeiten...".... Ach nee!!!
Naja, irgendwie klappt es dann ja doch immer wieder und NATÜRLICH lasse ich mein Kind auch heute nicht auf dem Schulhof stehen. Irgendwie kriegt Mama das hin...

Mittwoch, 10. April 2019

Technik, die begeistert...

Och nöööö!!! 
Mein DVD-Player gibt seinen Geist auf. Und ich muss schnellstens einen neuen besorgen. Schließlich gibt es beim aktuellen eher dürftigen TV-Programm doch die ein oder andere DVD, auf die ich (schon meiner geistigen Gesundheit zuliebe) nicht verzichten möchte.
Ich gehöre zu denen, die erstmal online recherchieren, was für ein Gerät es sein könnte. Nicht zu viel Schnickschnack, nicht zu teuer, aber laufen soll das Ding ja auch eine Weile. Also goooogle  ich mal los - und da komme ich schon in´s Stocken...
SCART  oder HTML, USB oder HDI … WAS????? HILFE!!!!!
Kann das Ding nicht einfach nur einen Stecker und eine Buchse haben und ich stöpsel es Zuhause ein? Ich kann mich noch an die Zeiten erinnern, als ich meiner Mutter mit mal mehr mal weniger Geduld den Videorecorder erklärt habe, damit sie ihre Heintje-Filme bitteschön ohne mich gucken konnte. Und jetzt steh ich vor diesen hochtechnisierten Teilen wie die sprichwörtliche "Kuh vor´m neuen Tore" und begreife gar nichts mehr. 
Früher, also ganz früher, habe ich technische Details recht schnell begriffen und anderen durch den Bedienungsanleitungsdschungel helfen können. Doch irgendwie habe ich den Eindruck, mit zunehmendem Alter lässt doch die Vorstellungskraft nach und ich habe dezente Schwierigkeiten, mich auf Details zu konzentrieren. 
Ich brauch dringend einen Kaffee. Und den DVD-Player soll mein Mann aussuchen. Ich kümmer mich dann um die Bestellung... ;))

Samstag, 6. April 2019

Aller Anfang ist bekanntlich schwer ...?

Tja, nun ist es also soweit.
Ich mache einen Blog. 
Das hätte ich nie gedacht, aber man soll ja bekanntlich niemals niemals sagen. 

Ganz ehrlich? Ich habe keine Ahnung, wie das hier funktioniert. Hab mir bei Youtube ein Lehrvideo angesehen und probiere es jetzt einfach aus. Also seid bitte nicht allzu streng mit mir...

Warum ich das dann mache? Nun, ich hatte vor Kurzem meinen 42. Geburtstag und blickte anlässlich desselbigen auf mein bisheriges Schaffen zurück und fragte mich 
"Ist das jetzt alles?". 

Jetzt mal ernsthaft - geht es euch auch manchmal so, dass ihr euch das fragt? War´s das? Kommt jetzt noch was richtig Geiles? Hab ich bisher alles verpennt oder doch meine Sache ziemlich gut gemacht? Hab ich mir das alles so vorgestellt, damals, als ich noch jung und idealistisch war?

Mich interessiert, was euch dazu einfällt. Geht es anderen so wie mir? Bin ich einfach launisch oder ernsthaft im Zweifel? 

Ich werde im Laufe der nächsten Zeit einfach ein bisschen über mich erzählen. Wo ich herkomme, was ich so gemacht habe und jetzt mache, worüber ich nachdenke...

Hier werdet ihr keine hochtrabenden moralischen, religiösen, politischen oder pädagogischen Tipps, Tricks oder Ideen finden. Ich schreibe einfach über das, was mir einfällt. Vielleicht gibt der ein oder andere ja seinen Senf dazu. Ich bitte darum. 

Also Willkommen in meinem Blog....

Oh, Du Fröhliche ...

Weihnachten ist die Zeit der Besinnung, der Freude und der strahlenden Kindergesichter. Naja, in diesem Jahr könnten meine Familie und ich v...