Donnerstag, 4. Juli 2019

when she´s gone ...

Gestern war ein trauriger Tag. Mehr als acht Jahre hat sie uns begleitet, doch gestern hat sie ihre letzte Reise angetreten. Unsere Zwergkaninchen - Dame Pünktchen. Ihr Partner Anton bleibt noch ein bisschen. Aber er sieht so einsam aus...
Ich weiß noch, wie wir die beiden damals ausgesucht haben, Alex und ich. Er war gerade mal 3 Jahre alt und wir sind zu einem Züchter im Nachbarort gefahren. Die Auswahl war groß, doch wir haben uns ziemlich schnell für ein zauberhaftes Pärchen entschieden. Pünktchen (schwarz-weiß mit einem hübschen Fleck auf der Stirn) und ihr Cousin Anton (ein Rotschopf) sollten es sein. Sie waren damals gerade mal drei Wochen alt, passten auf eine Hand. Gott, wie süß die beiden waren. Ziemlich schnell war klar, wer das Sagen hatte. Anton ist ein Gemütstier, eben ein echter Bayer. Gelassen, geduldig und verfressen. Pünktchen war eine Diva, eine Zicke durch und durch. Sie hat manchmal ganz schön gestresst. Laut war sie, und fordernd. Und dann wurde sie krank, vor etwa zwei Wochen. Plötzlich rührte sie sich nicht mehr, lag teilnahmslos auf der Seite. Der Tierarzt meinte, es wäre ein Schlaganfall und wir könnten sie einschläfern lassen. Doch sie war so lange ein Familienmitglied und sie hatte keine Schmerzen - also beschlossen wir, sie mit nach Hause zu nehmen und bis zu ihrem Tod zu pflegen. Ich habe sie von Hand gefüttert, ihr Wasser eingeflößt, sie gereinigt. Stur hat sie sich an´s Leben geklammert. Bis gestern Vormittag...
Mein Mann war Arbeiten, mein Sohn in der Schule. Also lag es an mir. Ich habe ihr ein hübsches Plätzchen im Garten gesucht, fast eine Stunde habe ich gegraben. (Mal ehrlich, jetzt weiß ich, wo der Hausbesitzer den ganzen Bauschutt gelassen hat. Und ich weiß, warum in Mafiafilmen  die Killer ihre Opfer das eigene Grab schaufeln lassen. Mann, war das anstrengend!) Als Alex von der Schule kam habe ich es ihm erzählt. Was sagt mein kleiner Autist? "Naja, dann wird´s in Zukunft wohl leiser sein in der Wohnung." Aber ich hab die Tränen in seinen Augen sehr wohl gesehen. Wir haben noch auf meinen Mann gewartet. Dann haben wir unser Pünktchen beerdigt. Ein paar Blumen aus dem Garten waren ihr letzter Schmuck.
Ey, ich bin ja echt nicht weinerlich. Besonders gestern musste ich die Starke sein. Ich habe Pünktchen gewaschen, sie eingewickelt und in´s Grab gelegt. Der Tod ist mir nicht neu. Ich bin auf einem Bauernhof ausgewachsen, auf dem regelmäßig Tiere geschlachtet und verwertet wurden. Meine halbe Familie habe ich schon zu Grabe getragen. Und gestern war auch alles in Ordnung mit mir.
Doch jetzt sitze ich hier und plärre. Kann die Tasten kaum sehen vor lauter Tränen...
Immer muss ich der Fels in der Brandung sein, die Organisierende, die Frau mit dem Überblick, die sich um alles kümmert. Ich bin die, an der alles hängen bleibt. Immer. Schwäche zeigen kann ich mir nicht leisten, denn dann bricht alles um mich herum zusammen. Wehe, wenn ich mal krank bin! Diese zwei Stunden am Morgen, wenn mein Mann auf Arbeit, mein Sohn in der Schule und meine Schwiegereltern noch im Bett sind - diese zwei Stunden gehören mir. Bevor mein eigener Arbeitstag beginnt kann ich kurz ich selbst sein. Kann ich Schwächen zeigen, für meinen Blog schreiben, um Pünktchen weinen...
Ein positives Schlusswort will mir heute nicht einfallen. Auch solche Tage gibt´s. Aber Halt! Eines will ich meinen Lesern doch noch mitgeben. Genießt das Leben! Freut euch an euren tierischen Begleitern. Denn eines Tages ist es vorbei und ihr könnt nichts zurückholen...

4 Kommentare:

  1. Ich fühle mit Dir, wirklich. Das Schmerzhafteste an so einem Abschied ist die Endgültigkeit. Umso wichtiger bleibt, dass man ein schönes Leben hat, solange man da ist. Und ich denke, das hatte Pünktchen.

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  2. Danke, Helma.
    Ich kümmere mich jetzt intensiver um Anton. Als der "Zurückbleibende" hat er es nicht leicht und ich versuche, ihm seine restliche Zeit so schön wie möglich zu machen. Mehr kann ich nicht tun für ihn.
    Mein Sohn Alex hat heute nach zwei Stunden den Unterricht abgebrochen und wollte nur noch nach Hause zu Mama. Auch er nimmt es schwerer als es gestern den Anschein hatte. Wir halten zusammen, das haben wir immer getan. Der Rest wird sich zeigen...

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  3. Es war ein Familienmitglied mit Fell,und der fehlt jetzt für immer.
    Ein Abschied nahc sovielen Jahren tut einfach weh..



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  4. Danke, Silke. Manchmal ist es ganz einfach. Wir trauern eben...

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