Mittwoch, 24. April 2019

Zurück im Alltag

Ihr Lieben, ich bin wieder hier!!!
Ach, war das schön. Und traurig, teils schaurig … aber schön....
Ich habe diesen Ausflug in meine alte Heimat so sehr gebraucht. Jetzt ist mir das Herz wieder weit. Auch wenn vieles was ich gesehen habe, mich melancholisch stimmt oder sogar ein bisschen weh tut. Aber ist das nicht immer mit unseren wichtigsten Erinnerungen so? Sie sind schön und schmerzhaft zugleich. Sie machen Hoffnung und brechen uns doch das Herz...
Mein Sohn hat meine Heimat noch nie gesehen und auch mein Mann war nur einmal mit mir in meinem Geburtsort. Bei diesem Osterbesuch hatte ich die Gelegenheit, beiden viel von meinen Wurzeln zu zeigen. Besonders mein Sohn hat mich angerührt, weil er verstanden hat, worum es mir ging und weil er so interessiert an meinen Geschichten war. Er meinte auf der Rückfahrt, endlich ergäben all diese Geschichten einen Sinn, weil er jetzt weiß wo sie spielen.
Und wir haben viele Orte besucht, die für mich eine tiefe Bedeutung haben. Mein altes Elternhaus, dass in meiner Erinnerung so viel größer aussah. Die kleine Kirche direkt daneben, deren Glockengeläut mich durch meine Kindheit getragen hat und die jetzt leider so fürchterlich heruntergekommen ist. Auch unser großer Garten, der zwischen Kirche und Haus lag, trieb mir die Tränen in die Augen. Die neuen Eigentümer des Hauses haben ihn nicht mit übernommen, stattdessen ist er jetzt Niemandsland und verwildert zusehends. Wo einst unsere Kartoffeln und Himbeeren wuchsen und unsere Hühner frei herumliefen findet sich jetzt nur Efeugestrüpp und ein paar dürftige Mohnblumen. Eine Freude dagegen war meine alte Grundschule. Sie wurde vor einiger Zeit frisch renoviert und erstrahlt in leuchtenden bunten Farben. Eine wahre Herausforderung war hingegen das noch immer vorhandene Kopfsteinpflaster, das sich durch den Ort zieht. Das Laufen darauf war damals schon unbequem, doch mit den Jahren verblasste die Erinnerung daran und der Schock war dementsprechend groß.
Eine besondere Freude bot sich mir am Sonntag. Ich habe in meiner alten Heimat keine Verwandtschaft mehr, was auch ein Grund für mein langes Fortbleiben war. Doch ein Ehepaar hatte ich all die Jahre in liebevoller Erinnerung. Es sind die Eltern einer alten Schulfreundin, die noch immer im Ort leben und die ich besucht habe. Die beiden waren mir stets sehr zugetan und auch ich habe sie herzlich gern. Viele schöne Stunden habe ich dort in ihrem Garten verbracht und über die Jahre habe ich die beiden und ihr warmes Zuhause nie vergessen. Das Wiedersehen war überwältigend. Die Tränen liefen bei uns allen. Wir haben einander minutenlang einfach nur weinend festgehalten und dann Geschichten von früher gewälzt, bevor wir uns gegenseitig auf den neuesten Stand gebracht haben. Was ich an den Beiden immer sehr mochte war ihre vorurteilsfreie und kompromisslos herzliche Art. Ich fühlte mich dort immer willkommen, immer behütet. So auch jetzt wieder, nach all den Jahren. Und da verwundert es nicht, dass ihre Abschiedsworte an mich waren "Wenn du mal wieder Heimweh hast kommst du zu uns. Wir haben immer ein Bett für dich frei"...
In der kurzen Zeit dort haben wir sogar einen Ausflug in die nächstgrößere Stadt gemacht, in der ich damals auch studiert habe. Wir sind über das Universitätsgelände geschlendert und durch die Innenstadt und ich habe meinen zwei Männern alle Bibliotheken und Buchhandlungen gezeigt. Klar, dass ich die damals am besten kannte...
Mein Fazit nach diesem Dreitagesausflug? Es war wundervoll und wirklich dringend nötig. Erst jetzt, im Nachhinein, kann ich das gesamte Ausmaß meiner Sehnsucht erfassen. Jetzt, wo die Speicher wieder aufgeladen sind und ich wieder tief die Heimatluft eingeatmet habe begreife ich erst, wie grausam ich zu mir selbst war. So viele Jahre habe ich mich ferngehalten, habe mir selbst die warme und tröstende Umarmung der Heimat vorenthalten. Was für eine Idiotin ich doch war, zu glauben dass Heimweh in meinem Alter unsinnig ist und dass es kein Zurück für mich gibt. Natürlich gibt es ein Zurück! Immer! Ich kann, wenn ich will, jederzeit "nach Hause" fahren, zu den Orten und den Menschen, die ich tief in meinem Herzen trage. Niemand hindert mich daran, nur ich selbst habe stets abgeblockt. Aus falschem Stolz, aus einem faulen "KeineZeit" heraus. Ich warte nicht mehr so lang. Der nächste Besuch ist schon für das nächste Jahr geplant. Mein Mann und mein Sohn wollen noch so viel mehr sehen von meiner schönen Heimat. Und ich will ihnen noch so viel mehr zeigen...

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