Dienstag, 7. Mai 2019

Du kriegst was du verdienst..

Guten Morgen, ihr Lieben. Guten Morgen, Ursula im Speziellen. Ich habe euch vor ein paar Tagen von meiner Angst vor dem bevorstehenden Termin in der Schule meines Sohnes berichtet. Da will ich euch auch nicht im Dunkeln lassen über das Ergebnis...
Zum Ersten - die Dame vom Jugendamt, die ich nur vom Telefon kannte, stellte sich als erfreulich engagiert heraus. Sie konnte sich wirklich gut auf meinen Sohn einlassen und akzeptierte seine persönlichen Grenzen (zwang ihm keinen Körperkontakt auf, stellte keine unangenehmen Aug-in-Aug-Fragen, akzeptierte auch sein Schlusswort). Sie war im Prinzip genauso, wie ich es erhofft hatte. Bingo!
Zum Zweiten - die Rektorin unserer Schule hat eine komplette Kehrtwende hingelegt. Vor einem halben Jahr meinte sie, Alex wäre ein nicht tragbares und unkalkulierbares Risiko und bedeute Mehrarbeit, die sie zu leisten nicht Willens ist. Nun deklarierte sie, Alex sei eine Bereicherung für die Schule und sporne die Lehrerschaft zu Höchstleistungen an. Da schau her! Mein Gesichtsausdruck entgleiste in diesem Augenblick ein wenig...
Mein Mann hatte sich mit mir gemeinsam zum Termin begeben. Das hat die Damen entsprechend beeindruckt. Steht er doch als erwachsener Autist dafür, dass sehr wohl etwas aus unserem Kind werden kann. Ich fand es auch sehr schön, dass er dabei war. Sonst sind solche Sachen immer nur mir vorbehalten. Freiwillig setzt er eigentlich keinen Fuß in die Schule. Oder zu Terminen solcherart. In diesem Fall hat seine bloße Anwesenheit bereits geholfen. Ich war sehr stolz auf ihn...
Das Problem "was machen wir mit Alex" lösten wir auf die einfachste Art und Weise. Allein in den Unterricht wollte und konnte er nicht, seine Schulbegleitung wurde bei uns gebraucht. Also hat er sich ein Buch geschnappt und die Zeit in der Aula, direkt vor unserer Tür, verbracht. War jetzt nicht wirklich aufregend für ihn und auch nicht pädagogisch wertvoll. Aber er fühlte sich sicher und wusste, er kann jederzeit bei uns klopfen wenn er sich unwohl fühlt. Und er war sehr tapfer. Aus den angepeilten 45 Minuten wurden nämlich fast 2 Stunden. Alex hat tapfer ausgehalten, ist danach sogar brav mit in den weiteren Unterricht gegangen. Dickes Lob an mein Kind!!!
Was kam jetzt aber bei raus? Nichts Genaues weiß man nicht... Genehmigungen werden hier immer ziemlich spät erteilt. Manchmal läuft das neue Schuljahr schon und wir haben noch keinen Bescheid. Was wir wissen, die Dame vom Jugendamt befürwortet ein weiteres Jahr Schulbegleitung in der kompletten Stundenzahl. Die Chancen dafür stehen recht gut. Sie befürwortet sogar ein Soziales Kompetenztraining für Alexander. Ob das kommt ist mehr als unwahrscheinlich. Ich bin ja schon froh, wenn das mit der Schulbegleitung klappt. Wir werden es erfahren. Wenn wir Glück haben vielleicht schon in den Sommerferien...

4 Kommentare:

  1. Liebe Mitvierzigerin, ich wollte schon bei Deinem ersten Post über Deinen Jungen was schreiben, aber ich kam einfach nicht dazu - ich lese ja eh meist nur übers Handy, und da dann zu kommentieren, ist mir zu anstrengend ;)

    Mein Ältester war mal 2 Jahre in der Firma mit angestellt, wo auch ich bin. Er hat bei uns im Büro mit assistiert, sollte nur 1 Jahr gehen, waren am Ende 2. Aber es waren die zwei schlimmsten Jahre in der Firma, und ich sage Dir: Ich vergesse nix, ich kann aber warten..
    Jedenfalls - irgendwann setzten sich bestimmte Kolleginnen zusammen und meinten, vielleicht wäre mein Sohn ja auch Autist. Eine Kollegin habe eine Schwester und sie würde so einige Parallelen wiedererkennen.
    Versteh mich nicht falsch - wenn dem so wäre, würde sich sicherlich auch für mich manches klären, und manchmal lebt es sich mit einer Diagnose tatsächlich einfacher als so. Er ist aber kein Autist - bei ihm hängt es mit anderen Dingen zusammen, und er hat andere Diagnosen.
    Kernpunkt aber war "Er sollte wohl besser in so Einrichtungen arbeiten, wo auch andere Autisten sind, da sind die unter sich."
    Ich hab das bis heute nicht verstanden: Warum müssen "die" unter sich sein - egal welche Diagnose? Wieso können und dürfen "die" nicht genauso in die Mitte der Gesellschaft gehören wie jeder andere "Normale" auch? Am liebsten hätte ich denen ein Buch auf den Tisch geknallt, das ich mir mal vor paar Jahren gekauft habe "Hilfe, wir behandeln die Falschen! Unser Problem sind die Normalen" von Manfred Lütz.
    Mein Chef tut immer so, als seien wir so ein tolles Team - aber das sind wir gar nicht. Das "Team" ist längst in Grüppchen zerfallen, die einen hetzen und stänkern, die anderen sind desinteressiert, wieder andere machen ihr eigenes Ding untereinander.
    Ein tolles Team wäre für mich, wenn die Starken die Schwachen stützen und stark machen. Wenn die Menschen zusammenhalten und füreinander einstehen. Wenn wir sozial denken UND handeln. Wenn wir berücksichtigen, dass nicht alle Menschen gleich (stark) sind - aber dass jeder etwas hat, das er gut kann.
    Diese Auffassung habe ich auch damals offen vertreten - und bekam schwere Schlagseite vom Chef: "Du kommst hier alle 14 Tage her und schwingst kluge Reden. Du hast unser Team im Stich gelassen und jetzt sollen wir das für dich richten. Dann komm zurück und kümmer dich."
    Das hat mich aus verschiedenen Gründen schwer verletzt: Mir ging es gar nicht um meinen Sohn, sondern ums Prinzip. Ich habe mich schon immer für all jene eingesetzt, die bei uns untergebuttert oder schlechtgeredet wurden. Wenn es unfair wird, werde ich wild. Wenn der Starke auf den Wehrlosen einschlägt, werde ich fuchsteufels. Das war nie anders, vor meinem Sohn nicht und danach auch nicht.
    Aber es kann und darf ja auch gar nicht alles nur an einer Person hängen.
    Wenn man ein tolles Team sein will, muss die Gemeinschaft dafür sorgen, dass man die Stärken eines jeden fördert. Wenn es grundlegend nicht passt und nicht geht- dann geht es nicht. Aber wenn es grundlegend passt und geht und nur dem einen oder anderen die Nase nicht passt - das kanns doch dann nicht sein.

    Und so sehe ich es prinzipiell in der Gesellschaft. Nur weil jemand Autist ist oder nur ein Bein hat oder was weiß ich, ist er nicht schlechter als die anderen. Er ist nur anders - aber nicht schlechter. Was ich vermisse, ist die Akzeptanz eines jeden.

    Umso mehr freut es mich wirklich zu lesen, dass der Termin entgegen Deiner Furcht doch ganz gut gelaufen ist - und sogar die Rektorin umgedacht hat. Ich wünsche Dir sehr, dass die Befürwortung für die Schulbegleitung kommt, so lange, wie er sie eben auch braucht. Denn mit ihr geht es ja.

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    1. Servus Helma. Ich danke dir für deinen Beitrag. Es ist immer sehr spannend für mich, wenn ich hier auch eure Geschichten zu lesen bekomme...
      Ich muss oft an Orvell´s Satz denken: "Alle Menschen sind gleich. Doch manche Menschen sind gleicher." Das wurmt mich sehr, doch leider ist es praktizierte Realität. Alex wird immer anders behandelt. Er steht immer unter besonderer Beobachtung, im Guten wie im Schlechten. Das kann ich nicht verhindern. Ich kann auch nicht verhindern, dass bei ihm immer mit zweierlei Maß gemessen wird. Wenn ein ganz normales Kind auf dem Schulhof in Streit mit einem anderen gerät ist das normal. Wenn Alex das Gleiche tut, dann "flippt der Autist wieder aus". Das macht mich so wütend. Und ich fühle mich hilflos. Aber ich muss ihm zutrauen, dass er damit klarzukommen lernt. Das Leben ist hart und ich bin nicht immer da. Auch wenn ich ihn manchmal unter meiner Haut verstecken will, um ihn vor der Welt da draußen zu beschützen.
      Das Irrwitzigste an der ganzen Sache ist - für Alex sind tatsächlich alle Menschen gleich. Er behandelt jeden Menschen genauso wie alle anderen. Für ihn gibt es daher auch keinen Grund, einem Lehrer besonderen Respekt zu zollen, denn der ist ja genauso ein Mensch wie alle anderen auch. Witzig, aber manchmal auch Anlass zu Problemen...
      Wir machen weiter, jeden Tag auf´s Neue. Und manchmal haben wir richtig gute Tage, die für alles entschädigen. Die Hoffnung machen und dieses wohlige Gefühl in der Magengegend....

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  2. Lieben Dank für Deinen Bericht. Mich freut es so dass er gut gelaufen ist. Und vor allem dass Alex euer Sohn vor der Türe gewartet hat und ein Buch gelesen hat - finde ich jetzt schon pädagogisch denn welche Kinder können das zwei Stunden warten bis Erwachsene mit Reden fertig sind? Klasse hat er es gemacht.

    Und ich hab auch festgestellt dass bei solchen Gesprächen es immer besser ist gemeinsam aufzutreten also mit Mann/Papa.

    Ich bin gerade am überlegen ob ich mit für den Integrationsverein bei uns engagiere da ist Ende den Monat eine Sitzung weil der bisherige Vorstand komplett zurückgetreten ist würde schon gerne wissen denn es kann nicht sein dass Betroffene Eltern sich gegenseitig zerhacken anstatt an das wesentliche zu denken um das es geht. Ich höre mir das mal an und entscheide mich dann.

    Und so eine Begleitung kann man übrigens auch bekommen während einer Ausbildung oder dem Berufsleben.

    LG
    Ursula
    PS: Hier regnet es heute nur einmal

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    1. Hallo Ursula. Ja, mein Liebling ist ein ganz besonderer Schatz und ich bin so unsagbar stolz auf ihn. Er kommt gerade in die Pubertät und wir haben bei dem Gespräch unter anderem auch darüber gesprochen, wieviel von seinem Verhalten einfach nur alterstypisch ist. Ich habe erwähnt, dass wir uns gelegentlich auch anfauchen, aber uns danach immer wieder versöhnen. Und dass Alex meist ganz von allein zu mir kommt und sagt "Tut mir leid, Mama, dass ich dich angeschrien habe. Ich weiß, du meinst es nur gut mit mir und ich verstehe, was du wolltest.". Das hat seine Lehrerin sehr beeindruckt, die Zuhause auch mit Pubertieren zu kämpfen hat. Sie meinte, dazu wären ihre Kinder nicht in der Lage. Uuuiii, was bin ich da gewachsen. :))) Mein Junge ist eben etwas ganz Besonderes...
      Deine Idee mit dem Engagement im Vorstand finde ich super. Ich habe das drei Jahre lang auch im Kindergarten gemacht. Irgendwann wird es zuviel, aber eine Zeitlang finde ich es sehr sinnvoll. Besonders, wenn der Laden wieder auf Kurs gebracht werden muss. Manchmal braucht es die eine Person, die den Überblick behält und die Führung in die Hand nimmt. Wichtig ist, hol dir Gleichgesinnte in´s Boot, die mit dir zusammen arbeiten, statt gegen dich. Ich wünsche dir viel Glück und Erfolg, solltest du dich dafür entscheiden.

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