Mittwoch, 15. Mai 2019

Ich liebe mein neues Auto

Ach, ist das schön!!!
Wenn man ein Auto hat, auf das man sich verlassen kann. Das einem nicht unter´m Hintern zusammenbricht. Mit dem man tatsächlich auch mal weiter als nur innerorts fahren kann...
Seit 5 Wochen habe ich ein solches Wunderwerk der Technik. Davor bin ich jahrelang nur "Gurken" gefahren. Solche, die nicht anspringen wollen, wo es durch´s Dach tropft (oder gießt, je nach Regenmenge), ohne Radio, ohne Schnickschnack. Autos, die so laut klappern und scheppern, dass man mich des öfteren mit einem Panzer verwechselt hat. Solche, bei denen ich immer hoffte, nicht in eine Verkehrskontrolle zu geraten. Weil ich genau wusste, die Herren Gesetzesvertreter ziehen mich und mein Auto sofort aus dem Verkehr.
Angefangen hat diese jahrelange Tortur vor etwa 5 Jahren. Zu diesem Zeitpunkt änderte sich bei uns beruflich viel, leider nicht zum Guten. Wir waren noch knapper bei Kasse als ohnehin schon immer. Als uns unser geliebtes Arbeitstier, der VW Caddy, mit Motorschaden im Stich ließ, ging es los. Wir kauften ein Uralt-Auto mit einem Jahr TÜV. Nur übergangsweise, haben wir gesagt. Bis wir uns etwas Besseres leisten können. Naja, es hat "nur" 1000 Euro gekostet. Auch die haben wir mühsam abgestottert. Als der TÜV fällig wurde rechneten wir kurz durch - und sattelten um auf ein anderes Schrottauto, das uns billiger kam als die Reparatur des bisherigen "Dramas auf Rädern". Dieses kleine Schätzchen hielt doch tatsächlich 3 Jahre lang, entgegen allen Unkenrufen. Denn es kostete uns nur 60 Euro. Diese Summe war so klein, dass unser Autohändler es uns als "Autoteile" verkaufte, damit er überhaupt eine Rechnung schreiben konnte. Wir steckten nochmal 250 Euro rein und der Kleine hielt wacker durch. Bis er mir sprichwörtlich unter´m Hintern zusammenkrachte. Als ich gerade vom Einkaufen kam - Spurstange gebrochen, Achse gebrochen, Reifen geplatzt. Zum Glück fuhr ich, als es passierte, nur mit 15 km/h innerhalb des Supermarkt-Parkplatzes. So ist mir nichts geschehen - außer dass mein Ego angeknackst war. Wir tauschten das tapfere Elend gegen einen Wagen, der äußerlich noch recht gut aussah. Nur 19 Jahre alt, TÜV drauf, knappe 250.000 Kilometer auf dem Tacho. Für einen Renault ist das so gut wie nix. War auch wieder etwas teurer, das gute Stück. Es kostete uns sage und schreibe 1500 Euro. Geliehen von Schwierigmama. In Raten von 100 Euro abgestottert....
Das war unsere letzte Klapperkiste, die wir dann vor 5 Wochen abgelöst haben. Doch bis es endlich soweit war habe ich viel gebangt, geschwitzt und geflucht. Das Auto war schon längst bereit für den Ruhestand - unser Konto war noch nicht bereit für eine neuerliche Ausgabe.
Beruflich war es bis dahin für meinen Mann auf und ab gegangen. Von der Selbständigkeit in ein Angestelltenverhältnis. Nur Zeitverträge, wie hier in der Gegend üblich. Kurz vor dem gesetzlich notwendigen Wechsel zum Festvertrag dann die Kündigung. Zeitarbeiter sind einfach billiger. Nach wenigen Wochen Bangen hat er gleich wieder Glück gehabt und den nächsten Job gefunden. "Diesmal für immer, forever, von jetzt an bis zum Schluss" (Mark Forster, für diejenigen, die es nicht erkannt haben). Nach einem Jahr Zeitvertrag kam dann die Nachricht, dass er übernommen wird. Hallelujah!!! Eine Gehaltserhöhung war auch fällig. Das war im Februar diesen Jahres. Super Aussichten für´s nächste Auto, dachten wir. Denn unsere Schrottkarre pfiff auf dem letzten Loch. Grad so, dass ich bis zur Schule und zurück kam, um unseren Sohn abzuholen. Wenn ich zum Arbeiten in die nächstgrößere Stadt musste lieh ich mir immer das Auto von Schwierigmama aus. Natürlich gegen Bezahlung. Und verbunden mit jede Menge "Gefallen", die man ihr dann zwangsläufig tun musste. Ich schluckte brav jeden bösen Kommentar herunter, erledigte Botengänge, ging Einkaufen und zahlte das Benzin. Meine Nerven lagen blank. Umso schöner ist es da zu wissen, dass all das bald ein Ende hat. Doch es sollte noch ein bisschen dauern. Finanzielle Reserven haben wir leider nicht, also konnten wir keine Anzahlung auf ein neues Auto leisten. Außerdem lief der Festvertrag mit einer sechsmonatigen Probezeit für meinen Mann an, während der man es schwer hat, eine Autofinanzierung bewilligt zu bekommen. Es war zum Haare raufen. Das automobile Glück in greifbare Nähe zu wissen, und doch unerreichbar fern...
Nochmal war das Glück uns hold. Der Arbeitskollege meines Mannes ist türkischer Abstammung. Hier im Allgäu ist die türkische Gemeinschaft eng geknüpft. Jeder kennt jeden und man hilft einander aus der Klemme. So traf sich mein Mann als "neuer bester Kollege" mit einem Autoverkäufer, der uns (nur so unter uns Türken - wir wurden kurzerhand umgebürgert 😁) ein gutes Angebot machen konnte. Und so kamen wir an einen 6 Jahre alten Opel Mokka, der nur 9.000 Kilometer draufhatte und lief wie ein Neuer, der eine extraordinäre Sonderausstattung aufzuweisen hat und dabei doch recht günstig zu haben. Grad mal 11.000 Euro, auf Finanzierung, ohne Anzahlung und mit Gutscheinen für die nächsten Werkstattbesuche. Wir konnten unser Glück kaum fassen. Auch wenn mein Mann noch immer ein bisschen mit dem Schicksal hadert, weil es jetzt ein Opel geworden ist. Ist mir egal. Ich bin glücklich. Ich hab ein Auto, das einfach wunderbar ist. Es fährt wie ´ne Eins, ist bezahlbar und sieht in schneeweiß auch noch gut aus. Ich liebe die Lenkradheizung, weil ich immer kalte Finger habe. Ich liebe die Rückfahrkamera, das Radio, das Navi. Ich liebe den kleinen Kofferraum (weil ich jetzt nicht mehr große Sachen für andere transportieren muss), die einklappbaren Außenspiegel (perfekt am Schulparkplatz)… Ich bin so verliebt in unser Auto!! Immer, wenn ich einsteige grinse ich wie ein Honigkuchenpferd. Manchmal sitze ich am Zielort noch ein bisschen länger im Auto, nur um es zu genießen. Ich fahre wieder richtig gern und freue mich fast, wenn ich eine Verkehrskontrolle sehe. Es ist so genial, wenn man ohne Angst an einer Polizeistation vorbeifahren kann, weil man ein absolut verkehrstüchtiges Fahrzeug fährt. Ich könnt ein Gedicht schreiben über mein neues Auto. Eine Ode in weiß. Oder vielleicht ein Lied. Das spiel ich dann auf CD ein und lass es laufen. Im Auto....

7 Kommentare:

  1. ...und dann Mitsingen nicht vergessen ;) Mach ich bei fast jeder Fahrt :)
    Herzlichen Glückwunsch zum neuen Vierrädrigen und allzeit eine gute Fahrt!!

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    1. Klar doch, mitsingen ist oberste Fahrerpflicht! Die neue Lieblings-CD von meinem Sohn und mir - Mark Forster´s "Tape". Deutsche Songs lassen sich eh so gut mitsingen. Manchmal frage ich mich allerdings, was die vor mir Fahrenden wohl sehen, wenn sie in den Rückspiegel schauen... ;)

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    2. Kurioserweise denke ich immer, die meckern hinter mir - obwohl ichs eigentlich auch besser wissen müsste, und meist erkenn ich dann: Ey, die singen bloß ;) Zumindest bei den Frauen, aber ich hab auch schon den einen oder anderen Mann beim Singen erlebt.

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  2. Hach , man spürt richtig deine Begeisterung! Ich wünsche dir viel Freude am neuen Schätzchen! Möge er euch noch lange sicher durch die Gegend fahren!
    Liebe Grüsse von deiner neuen Leserin aus dem hohen Norden, Silke

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    1. Hallo, neues Nordlicht. :)) Vielen Dank für die guten Wünsche. Manchmal weiß man etwas Alltägliches, wie ein funktionierendes Auto, erst so richtig zu schätzen, wenn man eben lange keines hatte.
      Grüß mir die See, ich hoffe du kannst sie riechen .. (der Geruch von Ostsee ist meine liebste Kindheitserinnerung).

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  3. Ich wünsch Dir allzeit Gute Fahrt. Ich kenne das Dilemma mit den Autos - allerdings aus einer anderen Seite mein Schwiegervater hatte ein kleines Autohaus und mein ist KFZ-Mechaniker gewesen und jetzt schon viele Jahre Autoverkäufer,. Wir selbst haben auch keine Luxuslimusine, da ich für dies zu minimalistisch bin. Unser Auto ist inzwischen 8 Jahre alt (wir habe nie einen Neuwagen gekauft) hat knapp über 100.000 km und fährt. Und solange es nicht Unsummen an Reparatur etc. kostet kann es noch 10 Jahre bei mir bleiben. Will ja eh keiner mehr ist ein Diesel. Aber er braucht nur knappe 5 l auch wenn ich fahre.....

    Und ein hoch auf solche Mitmenschen - gell die könnten wir auch öfters brauchen vor allem auch hinsichtlich unserer (Sorgen)Kinder...

    LG
    Ursula

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    1. Haha, witzig. Mein Mann ist gelernter Kfz-Mechaniker. Er arbeitet jetzt aber als Lagerist, was ihm zum Glück gut gefällt.
      Ich habe auch immer gesagt: "Ich brauch ein Auto, das fährt. Rest ist egal". Jetzt, wo ich diesen ganzen Schnickschnack habe bin ich aber überrascht, wie schnell man sich dran gewöhnen kann. Ist schon schön, wenn´s warm und gemütlich ist und man immer weiß wo man gerade ist. Ich nehme es als Zuckerle, als Kirsche auf dem Sahnehäubchen und freu mich dran. Solange der Mokka rollt.... :))
      LG, Jasie

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